Der Große Preis von Deutschland leidet an Zuschauerschwund

Hockenheim. Das einzige Formel-1-Rennen auf deutschem Boden erlebte den schlechtesten Besuch seit vielen Jahren. Nicht einmal 47.000 Tickets waren vor dem Rennsonntag verkauft – dabei hätten eigentlich doppelt so viele Menschen Platz. Am Freitag und beim Qualifying am Sonnabend blieben einige Blöcke gar komplett verwaist, trotz zahlreicher Rabattaktionen im Vorfeld. „Wir haben einen Rückgang im Vergleich zu 2012“, räumt Georg Seiler, der Chef der Hockenheimring GmbH, ein.

Als beim bislang letzten Gastspiel der Königsklasse vor zwei Jahren 60.000 Fans zur Traditionsstrecke nach Baden kamen, konnten die Veranstalter mit Mühe und Not ein finanzielles Defizit verhindern. Genau das droht jetzt in diesem Jahr. „Die Gründe dafür schiebe ich nicht unbedingt auf die Formel 1. Wenn 10.000 Fans fehlen, dann gibt es dafür viele verschiedene Erklärungen“, sagt Seiler.

Er meint damit unter anderem den neu ins Programm aufgenommenen Grand Prix von Österreich, der zahlreiche deutsche Fans aus Süddeutschland angelockt habe. Eine Teilschuld gibt er auch den Medien, die in den vergangenen vier Wochen „über nichts anderes als Fußball“ berichtet hätten. Vor allem die Ticketpreise, die zwischen 165 und mehr als 500 Euro liegen, sind für viele Zuschauer offenbar eine Abschreckung.

Hinzu kommt die immer größere Distanz zur Basis der Anhängerschaft, versinnbildlicht durch die geräuscharmen Hybridmotoren, haben die weltweiten TV-Quoten ohnehin fallen lassen. In Hockenheim verstärkt die spürbare Sorge um die einstige Formel-1-Ikone Michael Schumacher diesen Trend. „Zu Zeiten von Steffi Graf und Boris Becker waren alle heiß auf Tennis“, sagt Seiler: „Heute muss ich nicht mehr sofort wissen, wie die Spiele in Wimbledon ausgegangen sind. Im Boxen war es Henry Maske, der alle hat mitfiebern lassen. Und Schumacher war nun einmal der erste Formel-1-Star damals.“ Wo der siebenmalige Weltmeister das Motodrom aus allen Nähten platzen ließ, tollten Kinder über die leeren Sitzschalen. „Wir müssen uns zusammen hinsetzen und die Gründe dafür analysieren“, sagt auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Die PR-Strategen von Mercedes hatten versucht, das Rennen als Fortsetzung des WM-Triumphes der deutschen Fußballer zu inszenieren. Trotz riesiger Plakate, Partys und Ehrengast Lukas Podolski gelang das nur in Ansätzen. Dass sie ihr Heimspiel vor einer Minikulisse absolvieren müssen, kann der Führung der Silberpfeile nicht gefallen haben.