Der Schmetterlingspezialist hat als bisher einziger Hamburger seine Nominierung sicher

Essen. Vier Wochen vor dem ersten Startsignal der Schwimm-EM in Berlin ist Chef-Bundestrainer Henning Lambertz, 43, so schlau wie zuvor: Die wenigen Arrivierten müssen es richten. Für die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) erwarteten sechs bis acht Medaillen auf der 50-Meter-Bahn darf keiner der verbliebenen Leistungsträger patzen. Der zweite Teil der EM-Qualifikation in Essen bot Lambertz nämlich wenig Neues. Weltrekordler Paul Biedermann, der WM-Zweite Marco Koch oder der Hamburger Olympiavierte Steffen Deibler sollen liefern, damit die Edelmetall-Rechnung einigermaßen aufgeht.

23 Beckenschwimmer hatten bei den deutschen Meisterschaften Anfang Mai und jetzt in Essen in Vor- und Endläufen die Normzeiten unterboten. Dazu kommt Biedermann, der nach Absprache mit Lambertz seinen Trainingsrückstand aufholte, und eventuell der ebenfalls kranke Hamburger Markus Deibler, europäischer Jahresbester über 200 Meter Lagen. Silke Lippok (Hamburger SC) und Paulina Schmiedel (AMTV-FTV) erfüllten die Anforderungen in Essen nicht. Der ebenfalls kranke Elmshorner Lagenschwimmer Jabob Heidtmann (Elmshorn) darf auf eine Härtefallregel hoffen.

Die neue Vorgabe, vor dem Saisonhöhepunkt zweimal Leistung zu zeigen, stellte weniger die Arrivierten als die zweite Reihe vor Probleme. Mancher Trainer murrte, er habe diesen Kontrollwettkampf nicht gebraucht. Andere, wie Biedermann-Coach Frank Embacher, erkannten: „Wer hier seine Leistung nicht bringt, muss sich selbst hinterfragen.“ Anders als seine Vorgänger hat Lambertz auch die Trainingsdaten permanent im Blick und sagte die genaue Anzahl der EM-Starter vorher. In Essen ärgerte er sich aber auch über manche Einstellung: „Was mich immer überrascht ist dieses halbherzige Herangehen. Wenn ich dann Leute sehe, die im Vorlauf echte Probleme haben und im Endlauf dann noch mal unrasiert an den Start gehen, verstehe ich das nicht. Falls sie dabei auf Ausnahmeregelung hoffen, sind sie falsch gewickelt. In diesem Jahr werden wenige gemacht, wenn es nach mir geht.“

Sonderregelungen soll es etwa für die Freistilstaffeln der Frauen nicht geben. Nach dem Rücktritt Britta Steffens und Formkrisen von Daniela Schreiber oder Silke Lippok werden beide Staffeln nicht besetzt. „Lieber nicht starten, als als Letzte im Vorlauf ausscheiden. Wir müssen erst mal das aufholen, was in der Vergangenheit versäumt wurde“, sagte Lambertz. So könnten bei den Frauen nur Franziska Hentke über 200 Meter Schmetterling und Sprintspezialistin Dorothea Brandt in Medaillennähe kommen. Am breitesten aufgestellt ist der DSV auf der Rücken-Lage: Neben zwei Männern starten drei Frauen um Europameisterin Jenny Mensing und die erst 16-jährige Sonnele Öztürk, Tochter von Ex-Basketballer Teoman Öztürk. Bei den Männern hofft Steffen Deibler auf seine erste Einzelmedaille auf der Langbahn, Marco Koch ist über 200 Meter Brust fast schon eine sichere Bank. Biedermann könnte neben Staffelstarts auch über 100, 200 und 400 Meter Freistil antreten.