Alexander Zverev hat sich ins Rampenlicht gespielt. Sein Manager will ihn weiter behutsam aufbauen

Hamburg. Sein Selbstvertrauen hatte Alexander Zverev schnell zurückgewonnen. „Habt ihr mal mein Geburtsdatum gesehen? Ich bin 17 Jahre alt, natürlich bin ich stolz, hier im Halbfinale gestanden zu haben, das ist ja keine Schande“, sagte der Shootingstar, nachdem er vom spanischen Weltranglistensiebten David Ferrer am Sonnabend am Rothenbaum eine Lehrstunde erhalten hatte. 0:6 und 1:6 nach 55 Spielminuten, so lautete der letzte Arbeitsnachweis des größten deutschen Tennistalents bei seinem Heimturnier im Jahr 2014. Und da Zverev natürlich nicht viel mehr hatte erwarten dürfen in seinem ersten Match gegen einen der besten zehn Spieler der Welt, war er letztlich „dankbar für die Erfahrung, gegen so einen Mann antreten zu dürfen“.

Wahrscheinlich war es das passende Ende einer Woche, die aus dem in Expertenkreisen längst hoch gehandelten besten Juniorenspieler des Jahres 2013 einen überall beachteten Neuprofi gemacht hatte. Zverev hat sich am Rothenbaum ins Rampenlicht gespielt, aber dass ihm Ferrer deutlich seine Grenzen aufzeigte, dürfte seiner Entwicklung zugute kommen. „Ich weiß jetzt, woran ich arbeiten muss und dass ich noch lange nicht dort bin, wo mich vielleicht einige schon gesehen haben“, sagte er mit der erstaunlichen Reife, die ihn wesentlich älter wirken lässt als die 17 Jahre, die er zählt.

Rund 57.000 Euro und 180 Weltranglistenpunkte reicher ist der in Hamburg geborene und aufgewachsene Deutschrusse, den alle der russischen Übersetzung seines Vornamens gemäß nur Sascha nennen, nun. In der Weltrangliste wird er an diesem Montag um Position 160 herum geführt werden. Für einen, der zu Monatsbeginn, bevor er in Braunschweig auf der Challengertour sein erstes Profiturnier gewann, noch auf Rang 665 lag, ist das eine unglaubliche Entwicklung, die sich schnell auch am Interesse an seiner Person ablesen lässt. Ursprünglich hätte er in dieser Woche beim Challengerturnier in Oberstaufen antreten sollen, nun spielt er mit einer Sondergenehmigung beim 250er-Event im kroatischen Umag, wo der Spanier Albert Montanes sein erster Gegner ist. Turnierveranstalter aus den USA haben bereits Geld geboten, um Zverev im Spätsommer ihrem Publikum präsentieren zu können. Manager Patricio Apey wird seinen Schützling dennoch weiter behutsam aufbauen. „Wir werden ihn nicht verheizen, sondern ganz in Ruhe daran arbeiten, dass er sich entwickeln kann“, sagt Apey.

Ob er sich für seinen Erfolg etwas Besonderes gönnen würde, wurde Zverev gefragt, und ob er nicht Lust hätte, mal zwei Tage zu feiern wie andere Jugendliche in seinem Alter auch. „Nö“, sagte er knapp, „ich habe alles, was ich brauche. Tennis ist mein Leben, und ein anderes Leben will ich nicht.“ Klingt so, als würde man noch einiges erwarten dürfen von Alexander Zverev.