Für das Abendblatt analysiert Daviscup-Teamchef Carsten Arriens die Chancen der Lokalmatadoren

Hamburg. In der Qualifikation für das ATP-Turnier am Rothenbaum haben die deutschen Tennisprofis ein Debakel erlebt. Alle neun gestarteten Einheimischen, darunter auch der norddeutsche Meister Florian Barth von Holstein Quickborn (3:6, 5:7 gegen den Argentinier Facundo Bagnis) und Lokalmatador Demian Raab vom Club an der Alster (4:6, 4:6 gegen den Türken Marsel Ilhan), schieden bereits in der ersten Runde aus. Damit stehen sieben Deutsche im Hauptfeld. Für das Abendblatt analysiert Daviscup-Teamchef Carsten Arriens, 45, deren Aussichten.

Philipp Kohlschreiber (Augsburg/30 Jahre/Weltranglistenposition 26): Ich freue mich, dass Philipp wieder in Hamburg spielt, nachdem er im vergangenen Jahr ausgesetzt hatte. Der deutsche Topspieler muss beim größten deutschen Turnier antreten. Seine Leistungen waren in dieser Saison schwankend, grundsätzlich hat er aber alle Anlagen, das Turnier sogar zu gewinnen.

Jan-Lennard Struff (Warstein/24/71): Er hat sich ganz toll entwickelt, muss es jetzt schaffen, sich auch auf Masters- und Grand-Slam-Turnieren zu stabilisieren. Ihn zeichnet besonders der natürliche Schwung aus, den er in seinen Schlägen hat. Das haben nicht mehr viele Spieler.

Tobias Kamke (Hamburg/28/82): Ich fand es schade, dass er den Schwung aus seinem großartigen Daviscup-Auftritt nicht mitnehmen konnte. Wenn er konstant so spielen würde wie im April in Frankreich, würde er in den Top 50 stehen. Er sollte bei seinem Heimturnier den Druck in positive Energie umsetzen, auch wenn Sand nicht sein bester Belag ist. Mit dem neuen Coach Sascha Nensel ist er auf dem richtigen Weg.

Dustin Brown (Winsen/29/100): Ihm schaue ich unheimlich gern zu, weil man nie weiß, was passiert. Er schwankt zwischen Welt- und Kreisklasse, spielt aber mit unheimlich viel Leidenschaft und kann an guten Tagen jedem Gegner gefährlich werden. Dustin ist ein Publikumsliebling, der die Fans mitreißt. So einen braucht jedes Turnier. Er spielt zum ersten Mal am Rothenbaum.

Peter Gojowczyk (München/24/114): Auch er konnte wegen einer Verletzung den Daviscup-Schwung nicht mitnehmen. Aber die mentale Stärke, die er in Frankreich gegen Jo-Wilfried Tsonga bewiesen hat, ist eine außergewöhnliche Gabe. Wenn er es schafft, damit öfter in Kontakt zu kommen, hat er das meiste Potenzial nach oben.

Julian Reister (Reinbek/28/122): Julian hat immer wieder Pech mit Krankheiten oder Verletzungen, aber in Hamburg auf seinem Lieblingsbelag ist ihm viel zuzutrauen. Er hat eine mächtige Vorhand, einen tollen Aufschlag und ist am Rothenbaum immer hoch motiviert.

Alexander Zverev (Hamburg/17/285): Ein überragendes, außergewöhnliches Talent, er verbessert sich alle zwei Monate signifikant. Er ist mit den ganz Großen zu vergleichen, die in seinem Alter auch nicht weiter waren. So einen deutschen Junior habe ich als Trainer noch nie gesehen. Sein Daviscup-Debüt wird sicherlich bald kommen.

Programm am Montag (Spielbeginn 10.30 Uhr): Centre-Court: Golubew – Paire, Vesely – Thiem, Kamke – Nieminen, Struff – Krajinovic, Carreno Busta – Brown. Court 1: Lajovic – De Schepper, Delic – Andujar, Gimeno-Traver – Gabaschwili. Court 2 (Spielbeginn 12 Uhr): Elias – Montanes, Kukuschkin – Ilhan. TV: Hamburg 1 zeigt alle Centre-Court-Matches live, Eurosport sendet von 10.30 bis 12.45 Uhr und 18 bis 20 Uhr live.