Die Triathletin kämpft am Wochenende in Hamburg um die Titelverteidigung mit der deutschen Mixed-Team-Staffel – und gegen die Folgen eines heftigen Hustens

Hamburg. Was Anja Knapp an diesem Sonntagabend macht, lässt sich ungefähr voraussagen. Sie wird sich von den Anstrengungen des Triathlonwochenendes in Hamburg erholen und sich auf eine freie Woche zu Hause im schwäbischen Dettingen an der Erms freuen. Mit Sicherheit voraussagen lässt sich, was Knapp nicht macht: das WM-Endspiel schauen. „Fußball hat mich noch nie interessiert“, sagt sie. Mit der Spannung eines Triathlons könne so ein Gekicke ohnehin nicht mithalten: „Bei uns ist Action von der ersten bis zur letzten Minute. Da kommt keine Langeweile auf.“

Im Übrigen hat Knapp, 25, an diesem Sonntag ja ihr eigenes WM-Finale. Von 16.36 Uhr an (ARD) kämpft sie mit der deutschen Mixed-Team-Staffel um die Titelverteidigung. Immer vorausgesetzt, sie gehört im Einzelwettbewerb am Sonnabend (16.18 Uhr/sportschau.de, Männer 18.18 Uhr/ARD) zu den beiden besten Frauen ihres Landes.

Die Chance dazu ist ein bisschen größer geworden, seit Vorjahressiegerin Anne Haug aus München Anfang der Woche ihren Start wegen einer Hüftverletzung absagen musste. Beschwerdefrei ist allerdings auch Anja Knapp nicht durchs Jahr gekommen. Eine Erkältung brachte ihr Mitte Mai einen derart heftigen Husten ein, dass sie sich davon die Rippen ausrenkte. Dann wuchs sich diese Verletzung auch noch zu einer Entzündung aus. Acht Tage lang hat sie deshalb nicht schwimmen können, laufen und Rad fahren nur unter Schmerzen. Aber die sind im Profi-Triathlon Teil des Geschäfts.

Für einen Sprint wie in Hamburg – 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, fünf Kilometer Laufen – sollte die Form jedenfalls reichen nach dem Höhentrainingslager der Nationalmannschaft in den französischen Pyrenäen. Wichtig sei, dass sie sich mit ihren 1,64 Meter beim Start genügend Platz verschaffe, um ihre Stärke beim Schwimmen auszuspielen. Ansonsten sei diesmal eben „der Kopf mehr gefordert, damit ich nicht aufgebe“. Aber was das betrifft, könne sie sich auf sich selbst verlassen: „Mein großes Ziel ist Olympia 2016 in Rio. Da halten ich mich Rückschläge nicht auf.“

Das naheliegende Ziel ist, in Hamburg eine Medaille mit dem Team zu gewinnen. Den Triumph des Vorjahrs zu wiederholen erscheint fast unmöglich. „Anne ist unsere Frontfrau“, sagt Bundestrainer Dan Lorang, „ohne sie wird es schwierig.“ Aber er weiß, dass er sich auf Knapp verlassen kann. Sie gehörte 2013 auch zum deutschen Team, das in Alanya (Türkei) die EM gewann.

Auch wenn Triathlon traditionell etwas für Individualisten ist, hat kein Wettkampf Anja Knapp so viel Aufmerksamkeit gebracht wie der Sieg mit der Staffel in Hamburg. Zurück in Dettingen wurde ihr ein großer Empfang bereitet, sie durfte sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen. „Es ist schön zu sehen, dass sich Triathlon auch hin zu einer Mannschaftssportart entwickelt“, sagt Knapp. Das kommt ihr, die ihren Sport lange gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester betrieben hat, entgegen. „Julia war besser als ich, bis sie durch eine Verletzung gestoppt wurde.“ Inzwischen wohnt die Schwester in Leipzig, aber die Verbundenheit sei geblieben: „Als ich 2007 einen schweren Radsturz hatte, hat sie es irgendwie gespürt und besorgt angerufen.“

Anja Knapp ist ihrer schwäbischen Heimat und ihrem Verein treu geblieben. Hier hat sie seit einem Jahr auch einen festen Arbeitsplatz. Zehn Stunden in der Woche, in der Regel dienstags und mittwochs, ist sie als Mikrotechnologin bei Bosch im nahen Reutlingen tätig. Es sei gut, dieses zweite Standbein zu haben. So verlerne sie nicht, was sie in der Ausbildung gelernt habe. „Außerdem ist es schön, mal über etwas anderes als über Triathlon zu reden.“ Wenn es nicht gerade Fußball ist.