Hamburg/Middels. Endlich gehörte Bernd Nehrig wieder zu den Siegern. Sowohl das Kleinfeldturnier als auch den Fahrrad-Lauf-Wettkampf im Trainingslager hatten er und sein Fünferteam gewonnen und so den vom Trainerteam ausgelobten „Ostfriesland-Pokal“ geholt. Dem Rechtsverteidiger war in den Tagen von Middels der Spaß am Spiel wieder anzumerken. Das war in den vergangenen Monaten nicht immer so. Dass seine erste Saison beim FC St. Pauli keine gute war, daraus macht Nehrig im Gespräch mit dem Abendblatt keinen Hehl. „Mir war klar, dass es ein schwieriges Jahr wird, da geht weitaus mehr. Das war nicht mein Anspruch“ sagt der 27-Jährige offen.

Die Erwartungen konnte Nehrig bislang nie erfüllen. Defensive Stabilität und ein druckvolles Offensivspiel, so hatten sie bei seinem Ex-Club Greuther Fürth geschwärmt, wo er in seinem letzten von sieben Jahren jedoch auch kaum mehr zum Zuge gekommen war. Der Profi fiel auf St. Pauli vor allem durch grobe Fehler in der Abwehr, wie am letzten Spieltag gegen Aue (2:2), auf.

„So ein Jahr in Fürth voller Nackenschläge steckt man nicht so einfach weg“, versucht Nehrig zu erklären. „Es war für mich in allen Bereichen eine große Umstellung. Die Taktik, die Spielweise im Verein, das erste Mal aus dem Süden in den Norden zu ziehen – all dies braucht seine Zeit.“ Auch Freundin Stephie, die mit Nehrig Fürth und ihre Familie erstmals verlassen hatte, habe sich nicht immer wohlgefühlt. „Das belastet dann natürlich auch mich“, berichtet er. Hinzu kamen Rückschläge wie ein Muskelfaserriss im Bauch, der Nehrig vier Wochen außer Gefecht gesetzt hatte.

Auch mit mentalen Problemen hatte der frühere Juniorennationalspieler zu kämpfen. „Auf dem Platz habe ich mir manchmal zu sehr einen Kopf gemacht und kam dann die entscheidende Hundertstelsekunde zu spät“, gesteht er. Inzwischen, so bestätigt Nehrig, ist er beim FC St. Pauli jedoch voll angekommen. „Ich will nicht noch eine durchwachsene Saison spielen. Ich bin hier, um Spiele zu gewinnen“, sagt er.

Doch die Konkurrenz ist groß: Sebastian Schachten ist als Außenverteidiger links oder rechts gesetzt. Erkämpft sich Neuzugang Daniel Buballa seinen Platz auf der linken Außenbahn, so bleibt Nehrig wohl nur ein Platz auf der Bank – oder im defensiven Mittelfeld. Auch dort muss er sich gegen zahlreiche Talente durchsetzen.