Der Serbe Novak Djokovic ist nach dem Sieg über den Schweizer Roger Federer neuer Wimbledon-Champion und gibt einmal mehr den Entertainer. Petra Kvitova siegt bei den Frauen.

London. Nach dem denkwürdigen Finale im All England Club hatte Novak Djokovic kaum noch Kraft zum Jubeln. 3:56 Stunden boten der Serbe und der siebenmalige Champion Roger Federer den 15.000 Fans auf dem altehrwürdigen Centre-Court an der Church Road einen hochklassigen Schlagabtausch, ein Auf und Ab, ein begeisterndes Drama – dann konnte Djokovic seinen zweiten Matchball zum 6:7 (7:9), 6:4, 7:6 (7:4), 5:7 und 6:4 nutzen und durfte sich zum zweiten Mal nach 2011 als Wimbledon-Sieger feiern lassen. Die Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen.

Der 27-jährige Djokovic sank dagegen voller Erleichterung auf die Knie, er „aß“ sogar ein paar Halme des Rasens, der jedem Tennisprofi irgendwie „heilig“ ist. „Dies ist das beste Turnier, das wertvollste“, sagte der Champion. Dann kletterte er zu seinem Team auf die Tribüne, wo er auch seinem Trainer Boris Becker um den Hals fiel. Djokovic, der seine letzten drei Majorfinals verloren hatte, eroberte mit dem Erfolg auch die Spitze der Weltrangliste von dem Spanier Rafael Nadal zurück. Rund ein halbes Jahr nach Beginn der Zusammenarbeit widerlegte das ungleiche Duo Becker/Djokovic somit die Skeptiker.

„Ich widme diesen Titel meiner zukünftigen Frau und unserem zukünftigen Baby“, sagte Djokovic bewegt: „Außerdem ist er für meine Familie und mein Team, für alle, die ihre Zeit für mich opfern. Und ganz besonders ist er für meine erste Trainerin Jelena Gencic, die letztes Jahr verstorben ist.“

Federer gratulierte wie immer wie ein Gentleman und war sogar zu Scherzen aufgelegt: „Ich kann es kaum glauben, es überhaupt in den fünften Satz geschafft zu haben“, sagte der 32-Jährige und kündigte an: „Wir sehen uns im nächsten Jahr.“ Der Schweizer verpasste den achten Wimbledontitel. Er muss sich die Bestmarke weiter mit dem Amerikaner Pete Sampras und dem Briten William Renshaw teilen. Er wird es also wieder versuchen

Beim Championsdinner am Sonntagabend traf Djokovic wie vor drei Jahren auf Petra Kvitova. Die Tschechin hatte tags zuvor ihren zweiten Titel in einem einseitigen Finale mit 6:3, 6:0 in nur 55 Minuten gegen Kanadas Jungstar Eugenie Bouchard gewonnen. „Der Sieg bedeutet mir alles“, sagte sie: „Ich meine, das hier ist Wimbledon.“

Der dreimalige Wimbledonchampion Becker, der bereits nach Djokovics Halbfinal-Krimi gegen Grigor Dimitrow zugegeben hatte, während des Matchs ein „nervliches Wrack“ gewesen zu sein, verfolgte angespannt das Geschehen. „Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle, schlimmer als wenn man selbst spielt“, meinte Becker. Sein Schützling hätte ihn schließlich frühzeitig erlösen können: Beim Stand von 5:3 im vierten Durchgang schlug er zum Matchgewinn auf, beim Stand von 5:4 hatte er sogar seinen ersten Matchball, den Federer mit einem Ass abwehrte. „Nachdem ich den vierten Satz verloren habe, war es nicht einfach, mich wieder zu fangen. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe“, sagte Djokovic.

Bereits in den Sätzen zuvor war der Belgrader der aggressivere Spieler gewesen, im ersten Durchgang vergab er allerdings im Tiebreak zwei Satzbälle. Federer nutzte die Möglichkeit im Stile des großen Champions, der er ist.

Djokovic steigerte sich nun ein weiteres Mal, er steigerte sich auch im Vergleich zu den Runden zuvor, in denen der 27-Jährige nur selten überzeugt hatte. Doch Federer kämpfte verbissen um seinen 18. Grand-Slam-Titel. Zum letzten Mal hatte er 2012 in Wimbledon eines der vier Majors für sich entschieden, diese, vielleicht seine letzte, Chance wollte er sich keinesfalls entgehen lassen. Der beste Spieler seiner Generation gab alles, es reichte nicht.