Sprinter gewinnt Auftakt der Tour de France, muss aber am Sonntag die Führung abgeben

Sheffield. Marcel Kittel lebte für 24 Stunden seinen Traum vom Gelb, Jens Voigt ging für das Bergtrikot ans Limit: Die deutschen Radprofis haben bei der 101. Tour de France für einen Traumstart gesorgt. Topsprinter Kittel gewann die erste Etappe über 190,5 Kilometer von Leeds nach Harrogate und trug am Sonntag einen Tag lang das Gelbe Trikot, Voigt testete in der Paraderolle als Ausreißer seine Leidensfähigkeit und belohnte sich mit einigen Stunden im gepunkteten Jersey. „Es ist ein Wahnsinn“, sagte Kittel, nachdem er im dramatischen Sprint der Etappe triumphiert hatte und sich von Herzogin Kate das wohl begehrteste Stück Stoff der Sportwelt überreichen ließ.

„Bevor ich es das erste Mal auf meinen Schultern hatte, habe ich mir nicht vorstellen können, wie magisch dieses Trikot ist. Ich liebe es“, sagte der 26 Jahre alte Arnstädter. Über das anspruchsvolle zweite Teilstück rettete Kittel seine Führung erwartungsgemäß nicht. Weit mehr als der Verlust des Gelben Trikots dürften den Giant-Shimano-Profi am Sonntag die neun Bergwertungen der 201 Kilometer langen Etappe nach Sheffield geschmerzt haben. Dem höher werdenden Tempo des Feldes konnte er im letzten Drittel nicht mehr folgen und ließ abreißen. Fünf Kilometer vor dem Ziel ließen Titelverteidiger Christopher Froome (Großbritannien/Sky) und Herausforderer Alberto Contador (Spanien/Tinkoff) die Muskeln spielen. In der Abfahrt setzte dann der italienische Mitfavorit Vincenzo Nibali (Astana) den entscheidenden Angriff und löste Kittel mit dem Etappensieg als Gesamtführenden ab.

Wie der Arnstädter tritt auch Altmeister Jens Voigt an diesem Montag wieder im Trek-Teamtrikot an. Zum Auftakt hatte der 42-Jährige mit einer Solofahrt brilliert und sich am Ende mit dem Bergtrikot belohnt – nach 1998 das zweite seiner Karriere. „Jetzt war ich ein letztes Mal im Fernsehen“, sagte der Berliner, der mit seiner 17. Teilnahme zu den Rekordteilnehmern George Hincapie (USA) und Stuart O’Grady (Australien) aufschloss: „Ich war weit über meinem Limit, bin ‚all in‘ gegangen.“

Für den 25-maligen Tour-Etappensieger Mark Cavendish endete der Tag im Heimatort seiner Mutter in einer Tragödie. Mit bandagiertem Arm tauchte der 29-Jährige, der im Sprint der ersten Etappe bei einer Kollision mit dem Australier Simon Gerrans gestürzt war, am Sonntag noch beim Start in York auf, auf sein Rad setzte sich der 29-Jährige angesichts einer schweren Schulterverletzung jedoch nicht mehr. „Ich bin total niedergeschlagen. Ich wäre so gern weitergefahren, aber der Sturz war am Ende mein eigener Fehler“, sagte Cavendish.

An diesem Montag führt der letzte Tagesabschnitt in England über 155 flache Kilometer von der Universitätsstadt Cambridge nach London.