Andreas Löwe, Trainer des Mitfavoriten Lucky Lion, will am Sonntag erstmals das Deutsche Galopp-Derby in Hamburg gewinnen

Hamburg. Andreas Löwe, 71, aus Köln, gewann als Trainer von Galopprennpferden mehr als 1100 Rennen. Am Sonntag sattelt er im 145. Deutschen Derby in Hamburg den Mitfavoriten Lucky Lion.

Hamburger Abendblatt:

Herr Löwe, nennen Sie uns drei Gründe, warum Lucky Lion Derby-Sieger werden könnte.

Andreas Löwe:

Ganz einfach: Er besitzt große Klasse, hat unglaubliche Kraft und einen enormen Endspurt. Das hat er bei seiner Derby-Generalprobe mit dem Sieg im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen bewiesen. Für mich war dies das größte und wahnsinnigste Erlebnis seit Beginn meiner Berufslaufbahn am 1. April 1960. Dieses Rennen hat mir Tränen in die Augen getrieben.

Lucky Lion ist 2014 in drei Rennen ungeschlagen, doch er ist noch nie über eine längere Distanz als 1700 Meter gelaufen. Im Derby warten 2400 Meter auf ihn. Besitzt er das nötige Stehvermögen?

Löwe:

Da bin ich sicher, auch sein Vater konnte stehen. Handicapper Harald Siemen hat dem Hengst sicherlich nicht von ungefähr mit 97,5 Kilogramm das höchste Generalausgleichsgewicht aller 20 Starter gegeben.

Lucky Lion trägt damit die Nummer 1 auf der Satteldecke, in der Spielbank Hamburg wurde ihm die Startbox-Nummer 3 zugelost. Kommt Ihnen das gelegen?

Löwe:

Die Nummern 5 bis 7 wären besser, doch Jockey Ioritz Mendizibal hat mein volles Vertrauen.

Welche Empfehlungen bringt er mit?

Löwe:

Mendizibal hat zwar kaum mehr als zehn Rennen für mich geritten. Aber ich kenne ihn schon lange, er ist mehrfacher französischer Champion. Er kennt Lucky Lion gut, er hat ihn ja auch im Mehl-Mühlens-Rennen geritten.

Wann sind Sie dem Hengst das erste Mal begegnet? Wie kam es zu seinem Namen?

Löwe:

Sein Züchter wollte ihn verkaufen, mindestens 75.000 Euro sollte der Jährling bei der Auktion bringen. Ich habe das Gerd Mosca, dem Besitzer des Gestüts Winterhauch, erzählt. Mosca, dessen Galopper ich trainiere, gab grünes Licht, ich steigerte mit. Bei 80.000 Euro habe ich den Zuschlag erhalten. „Ich bin so glücklich, dass es geklappt hat“, rief ich. Die neue Besitzerin antwortete: „Da ist der glückliche Löwe.“

Sie haben noch nie das Derby gewonnen. Was macht Sie so zuversichtlich?

Löwe:

Ein Sieg wäre die Krönung, denn ich hatte gute und schlechte Zeiten. Manchmal, wenn überhaupt nichts lief, wollte ich schon aufhören. Ich habe die Ruhe bewahrt, eisern durchgehalten und mich nicht verunsichern lassen. Jeden Morgen um fünf Uhr aus dem Bett, dann Training bis zum späten Abend. Die Leidenschaft für den Rennsport überwog, und plötzlich ging der Himmel auf, wenn eines meiner Pferde ein kleines Rennen gewonnen hat. In diesem Jahr geht es prima voran.

Was sind Sie für ein Trainer?

Löwe:

Ich bin gerecht, aber schwierig. Manchmal, wenn Fehler passiert sind, ziehe ich mich zurück, gehe zwei-, dreimal ums Haus und rede dann mit den Jockeys.

Mit Lucky Lion ist offenbar alles zum Besten bestellt. Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht. Sie haben den Union-Zweiten Rapido kurzfristig vom Derby abgemeldet. Was ist passiert?

Löwe:

Am Montag bei meinem Stallrundgang hat mir sein linkes Vorderbein gar nicht gefallen. Es war minimal angeschwollen, leicht erwärmt. Das deutete auf eine Entzündung hin. Ich habe den Tierarzt geholt. Der hat eine Ultraschalluntersuchung gemacht, das Sehnengewebe war aufgelockert und gereizt. Da habe ich dem Besitzer angerufen und gesagt: Rapido wird nicht laufen, das Risiko gehe ich nicht ein. Gerd Mosca zeigte vollstes Verständnis für meine Entscheidung. Mit Lucky Lion hat er im Derby ja noch ein Eisen im Feuer.