Die Presse überschlug sich quasi mit Lobeshymnen auf den Torhüter Júlio Cesar, der zwei Elfmeter gegen Chile gehalten hat und Brasilien so weiter von einer erfolgreichen „Mission Hexa“ träumen lässt.

Die Gesänge tönten durchs Estádio Mineirão und das ganze Land: „O Campeão voltou“ – „Der Champion ist zurück“. Nach dem Elfmeterkrimi gegen Chile darf Brasilien weiter auf den sechsten Weltmeistertitel hoffen. Das 200-Millionen-Volk atmet erstmal auf. „Es ist nicht leicht, zu Hause eine WM zu spielen. Wir sind uns bewusst, dass wir die Verpflichtung haben, Weltmeister zu werden. Die Menschen träumen davon“, sagte ein sichtlich geschaffter Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari nach dem Nervenspiel am Sonnabend. Die Seleção muss sich nun im Viertelfinale auf einen weiteren südamerikanischen Kracher gegen das Überraschungsteam Kolumbiens einstellen.

Weinende Spieler, Zuschauer am Rande eines Herzinfarkts, Rangeleien im Kabinengang – während und nach des über zweistündigen Dramas von Belo Horizonte lagen überall die Nerven blank. Vier der 57.714 Zuschauer erlitten nach Angaben lokaler Medien beim 3:2 des WM-Gastgebers im Elfmeterschießen eine Herzattacke, nach ersten Meldungen verlief jedoch keine tödlich. „Die Leute müssen eben vor der WM zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen. Während der WM nützt das nichts mehr“, meinte Scolari kurz nach dem Thriller noch im Scherz. „Felipão“ wusste zu dem Zeitpunkt allerdings nichts von den Vorfällen auf den Rängen.

Im Elfmeterschießen wurde ausgerechnet Torwart-Oldie Júlio Cesar zum Helden. Der 34-Jährige parierte gegen Pinella und Sanchez, beim letzten Schuss von Gonzalo Jara an den Pfosten musste er nicht mehr eingreifen. „Vor vier Jahren, da war ich sehr traurig. Jetzt weine ich wieder, aber vor Glück. Nur Gott und meine Familie wissen, was ich durchgemacht habe. Meine Geschichte in der Seleção ist noch nicht zu Ende“, sagte ein aufgelöster Cesar nach Spielschluss. Beim Viertelfinal-Aus 2010 in Südafrika gegen die Niederlande hatte der Keeper noch ein Gegentor verschuldet.

Das schreibt die internationale Presse zu der Partie Brasilien gegen Chile und Kolumbien Uruguay.

BRASILIEN

Correiro Braziliense: „Mit einem Sieg im Elfmeterschießen zieht Brasilien ins Viertelfinale ein und eliminiert die Chilenen zum vierten Mal in der Knockout-Phase.“

Aqui: „Salve Cesar! Der Torwart hält zwei Elfmeter und lässt den Traum vom sechsten WM-Titel der Brasilianer weiter leben.“

Zero Hora: „Brasilien eliminiert Chile im Achtelfinale zum dritten Mal in der Geschichte der WM. Schon 1998 und 2010 hatte die Seleção die Chilenen in dieser Runde eliminiert. Mit dem Sieg über die Chilenen in Belo Horizonte schlägt Brasilien den kontinenalen Gegner zum vierten Mal in der K.o.-Phase – zum dritten Mal im Achtelfinale.“

Extra: „Im Alter von 22 Jahren besteht Neymar den größten Test als Idol der Seleção und bricht nach dem Sieg gegen Chile in Tränen aus.“

Meia Hora: „Danke, Julio Cesar! Brasilien leidet 120 Minuten und sichert sich den Platz im Viertelfinale nur durch ein Elfmeterschießen. Es war eine harte Zeit! Nach dem 1:1 nach regulärer Spielzeit und Verlängerung, hält Torwart Julio Cesar zwei Elfmeter und ist maßgeblich für den Sieg der Brasilianer gegen Chile verantwortlich.“

Lance!: „Der Traum vom Hexa geht weiter. Die Angst eines „Mineiraço“ (WM-Niederlage wie 1950) wurde von einer Freudenexplosion verdrängt, die von Belo Horizonte auf das ganze Land ausstrahlte. Historisch!“

CHILE

La Tercera: „Chile verlässt die WM mit einem schweren Herzen. Die Roten warfen alles in die Wagschale und haben den fünfmaligen Champion im Achtelfinale zum Leiden gebracht. Einem 1:1 folgte das Elfmeterschießen, bei dem die Nationalmannschaft drei Möglichkeiten vergab.“

La Cuarta: „Tapfere chilenische Krieger. Es tut weh. Es tut der Seele weh. Es tut den Fans weh. Es tut der Frau weh, die nichts über Fußball weiß. Und es tut verdammt nochmal denjenigen weh, die mit solch einer Hingabe, Liebe, Respekt und Bewunderung gespielt haben... Ein großes Chile, mit einem Herzen, das zerfetzt ist, aber mit der Zeit wieder heilen wird.“

El Mercurio: „Brasilien konnte nur mit Elfmeterschießen den Giganten Chile aus 'seiner' WM ausscheiden lassen“

Radio Cooperativa: „Chile kämpfte wie ein Gigant“

DÄNEMARK:

Ekstrabladet: „Brasilien fehlt die Meisterklasse. Der Favorit gewinnt im Elfmeterschießen, aber es war nicht meisterlich.“

ENGLAND:

Guardian: „Es war ein gewaltiger Wettkampf, und als alles vorbei war, zeigte uns die Explosion der Freude und der riesige Jubel, dass Brasilien es ins Viertelfinale geschafft hat und dass die WM nicht ohne den Gastgeber hätte weitergehen können.“

Sunday Times: „So wild kann kein Sieg über Chile je zuvor gefeiert worden sein. Das hat Jorge Sampaolis Team Brasilien angetan, das sich über 120 Minuten als ebenbürtig erwiesen hat.“

Daily Mail: „Ave Cesar! Brasilien kommt beim Elfmeterschießen gerade so durch, weil der von den Queens Park Rangers Abgelehnte zum Retter wird und dem Gastgeber die Tickets fürs Viertelfinale überreicht.“

Telegraph: „Fans, Spieler, Luis Felipe Scolari – alle wussten, wie sehr Brasilien von Chile frustriert war, aber ihr Glaube trug sie zu einem spannenden WM-Sieg beim Elfmeterschießen.“

The Independent: „Es lebe Cesar! Brasilien schrammt sich seinen Weg ins Viertelfinale, weil der Torwart zweimal im Elfmeterschießen rettet.“

FRANKREICH:

Le Monde: „Ein wie durch ein Wunder gerettetes Brasilien entreißt Chile die Qualifikation.“

GRIECHENLAND:

Ta Nea: „Brasilien überlebt Elfmeter-Krimi und besiegt Chile.“

Efimerida ton Syntakton: „Qualifikations-Krimi für die Seleção“

Eleftherotypia: „Brasilien im achten Himmel!“ (in Anspielung auf die verbleibenden acht Mannschaften)

ITALIEN:

Corriere dello Sport: „Es ist gefährlich, von Neymar abzuhängen. Diesmal hat das Schicksal entschieden. Aber so, wie das Achtelfinale beginnt, ist nur eines sicher: Es ist nicht leicht, den Weltmeister zu erahnen.“

La Stampa: „Brasilien atmet auf, das kann also noch seine WM sein. Um aber zu gewinnen, muss Brasilien Fortschritte in seinem Spiel zeigen – Fortschritte, die auch im Spiel gegen die Chilenen gefehlt haben.“

La Repubblica: „Erst durch Elfmeter kommt Brasilien weiter. Es musste sich dabei auf seinen Torhüter Julio Cesar verlassen. Denn Brasilien war wirklich nur einen Millimeter vom Ausscheiden entfernt.“

ÖSTERREICH:

Kronen Zeitung: „Brasilien jubelt nach Elfmeter-Krimi“

Kurier: „In der Offensive fiel dem großen Turnier-Favoriten gegen den kleinen Turnier-Geheimfavoriten recht wenig ein, zumal die laufstarken Chilenen auch Brasiliens Superstar Neymar weitgehend aus dem Spiel nahmen.“

Standard: „Brasilien zittert sich gegen Chile ins Viertelfinale“

SCHWEDEN:

Svenska Dagbladet: „Ein gruseliges Spiel. Der Druck lag auf Brasilien. Dass Neymar es geschafft hat, seine Nerven im Griff zu haben, war bewundernswert. Der 22-Jährige, der Liebling des Landes, hat Brasilien vor einem historischen Fiasko bewahrt.“

Dagens Nyheter: „Das Aluminium und Neymar retten die WM-Party“

SCHWEIZ:

Blick: „Zwei, drei Millimeter entscheiden über das Schicksal eines Landes. Weil Jaras Elfer an den Innenpfosten geht, bleibt das brasilianische Drama aus!“

Neue Zürcher Zeitung am Sonntag: „Erlösung nach dem Leiden – Brasilien wankt im Achtelfinal“

Sonntagszeitung: „Brasiliens Traum geht weiter“

Schweiz am Sonntag: „Eine ganze Nation weint vor Freude. Im Penaltyschießen rettet Goalie Julio Cesar sein Land, das weiter vom WM-Titel träumt.“

SPANIEN:

El País: „Schüttelfrost in ganz Brasilien. Gegen beherzte Chilenen standen die Brasilianer am Rande eines Desasters. Erst das Elfmeterschießen brachte die Rettung.“

Marca: „Brasiliens Torwart Julio César wurde seinem Namen gerecht und eroberte sich in Belo Horizonte wie ein römischer Kaiser den Lorbeerkranz. Bei der WM in Südafrika waren die Brasilianer vor vier Jahren wegen eines Fehlers von ihm ausgeschieden.“

As: „Die Grausamkeit des Fußballs verbündete sich mit den Brasilianern und bestrafte Chile. In einer Partie von hoher Intensität, aber mit armseligem Fußball qualifizierte sich Brasilien mit dem ganzen Glück fürs Viertelfinale, das das Schicksal den Brasilianern eigentlich bis zum Ende des Jahrhunderts zugedacht hatte.“

El Mundo Deportivo: „Julio César, der neue Kaiser von Brasilien. In einem Elfmeterschießen, das nichts für Herzkranke war, wurde der Torwart zum Helden.“

Kolumbien - Uruguay

KOLUMBIEN

El Tiempo: „Unsterblicher Jubel! Kolumbien im Viertelfinale! Lasst uns jetzt in Frieden feiern!“

El Espectador: „Kolumbien gewinnt und qualifiziert sich für das WM-Viertelfinale. Die Nationalmannschaft hat Geschichte geschrieben mit einem 2:0-Sieg gegen Uruguay und steht unter den besten acht Mannschaften des Turniers.“

El Colombiano: „Die Kolumbianer stehen im Viertelfinale nach dem Sieg über Uruguay mit zwei Touchdowns von James Rodriguez, dem besten Torschützen der WM.“

Radio Caracol: „Kolumbien schreibt Geschichte. James Rodríguez lässt mit zwei Supertoren ein ganzes Land träumen.“

URUGUAY

El Pais: „Spiel unter Protest. Wenn mit Suárez zu spielen auch schwer war, war es noch schwerer, ohne ihn zu spielen. Das war sicher. Wir mussten gegen Kolumbien bestehen. Aber wie? Mit den Ambitionen am Boden, nicht wegen der Strafe, sondern der Art und Weise, wie mit diesem geliebten Menschen umgegangen wurde.“

El Observador: „Danke, das war es wert. Uruguay verliert gegen Kolumbien, die weit überlegene Fußballmacht, und beendet einen brillanten Zyklus.“

La Republica: „Die Celeste konnte dem Schlag, versetzt durch die FIFA, nicht entkommen. Uruguay ist draußen. Die Mannschaft konnte den psychischen Rückschlag der letzten Tage nicht überwinden und verlor gegen ungebremste Kolumbianer mit 2:0. Zwei Tore des talentierten James Rodriguez frustrierten die Illusion der Uruguayer, Geschichte in Brasilien schreiben zu können.“