Hamburg. Auf dem Bild, das Elina Sujew am Sonntagabend auf ihre digitale Twitter-Pinnwand heftete, konnte sie schon wieder lachen. Zu sehen war die Mittelstrecklerin vom Lauf-Team Haspa-Marathon Hamburg, umringt von den Kollegen aus der Leichtathletik-Nationalmannschaft, ein spontanes Siegerfoto, entstanden kurz nach Abschluss der Wettkämpfe in Braunschweig. „Sehr enttäuscht über mein Rennen“, textete Sujew dazu auf Englisch, „aber egal: Wir sind Team-Europameister!“ 371 Punkte hatte die Auswahl des Gastgebers an zwei Wettkampftagen in 40 Disziplinen sammeln können, das reichte dicke, um Titelverteidiger Russland (359,5) und die Franzosen (295) auf die Plätze zu verweisen.

„Das gibt einen Motivationsschub für die Europameisterschaften im August in Zürich“, sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). „Wir sehen mit Freude, dass wir die führende Nation in Europa sind.“ Ausschlaggebend für den zweiten deutschen Gesamtsieg nach der Premiere 2009 waren sieben – zum Teil überraschende – Einzelerfolge.

Erwarten durfte man den Sieg von Diskus-Olympiasieger Robert Harting (Berlin), der mit 67,42 Metern seine starke Form bestätigte. Kugelstoß-Vizeweltmeisterin Christina Schwanitz (Erzgebirge) siegte mit soliden 19,43 Metern. Speerwerfer Andreas Hofmann (Mannheim) glänzte bei seinem Erfolg mit 86,13 Metern, auch 800-Meter-Läufer Timo Benitz (Stockach/1:46,24 Minuten) und 3000-Meter-Läufer Richard Ringer (Friedrichshafen/7:50,99) triumphierten mit persönlicher Bestleistung. Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler (Frankfurt) siegte mit 74,63 Metern. Der aus Hamburg stammende EM-Zweite Arne Gabius (Tübingen) bewies über 5000 Meter in 13:55,89 Minuten Sprintvermögen. Und Malaika Mihambo (Kurpfalz) gelang mit 6,90 Metern der weltweit drittweiteste Sprung des Jahres.

Liebend gern hätte auch Elina Sujew etwas mehr beigetragen zu dieser Goldmedaille. Doch über die 1500 Meter brach sie auf dem letzten Streckenabschnitt ein und konnte im Ziel mit 4:20,27 Minuten nur eine der elf Konkurrentinnen hinter sich lassen. Weltmeisterin Abeba Aregawi (Schweden) siegte in 4:14,20 souverän. Etwas besser hatte es Sujews Zwillingsschwester Diana über die 3000 Meter gemacht. Allerdings musste auch sie auf der letzten halben Runde noch fünf Läuferinnen passieren lassen und am Ende mit Platz acht und 8:54,50 Minuten zufrieden sein. Hier war Sifan Hassan (Niederlande) in 8:45,24 nicht zu schlagen.

Der Sprint bleibt offenbar die Schwäche der Sujews, auch nach dem Wechsel von der Hamburger Landestrainerin Beate Conrad zum leitenden Bundestrainer Wolfgang Heinig nach Frankfurt. Daran gilt es beim anstehenden Höhentrainingslager in Davos in der Schweiz zu arbeiten.