Kerber und Becker reisen mit Erfolgserlebnissen zum bedeutendsten Tennisturnier der Welt

London. Die Generalprobe war gut, wenn auch nicht perfekt. Mit dem Erfolgserlebnis einer Finalteilnahme auf Rasen reisen Angelique Kerber und Benjamin Becker nach Wimbledon, wo an diesem Montag das bedeutendste Tennisturnier der Welt beginnt. „Gute Woche in Eastbourne, ich hatte einige gute Matches vor Wimbledon!!!“, twitterte die 26-jährige Kielerin nach ihrer 3:6, 6:3, 5:7-Endspielniederlage am Sonnabend gegen die US-Amerikanerin Madison Keys. Becker unterlag in 's-Hertogenbosch dem an Nummer drei gesetzten Spanier Roberto Bautista erst nach 2:10 Stunden mit 6:2, 6:7 (2:7), 4:6.

Der Mettlacher muss in Wimbledon bereits an diesem Montagabend gegen den US-Amerikaner Donald Young antreten, Kerber schlägt erst am Dienstag gegen die Polin Urszula Radwanska auf. Bei dem mit 25 Millionen Pfund (30 Millionen Euro) dotierten Traditionsturnier auf den grünen Courts in Londons Südwesten sind 15 deutsche Profis für die Einzel-Hauptfelder qualifiziert.

„Ich nehme die positiven Dinge mit nach Wimbledon“, sagte Kerber. „Ich hatte in Eastbourne gute, enge Matches und fühle mich wohl auf Rasen.“ Niederlagen – aber auch Siege – führen bei der Weltranglisten-Neunten selten zu riesigen Gefühlsausschlägen, Dramen sind ihr fremd. Nach ihren Niederlagen im Halbfinale der US Open 2011 und im Halbfinale von Wimbledon 2012 verließ sie erhobenen Hauptes den Platz.

Vor zwei Jahren stand Kerber im Londoner Stadtteil SW19 zum bislang letzten Mal unter den besten vier eines Grand Slams. Auch damals hatte sie zuvor das Finale von Eastbourne erreicht und in Wimbledon Rasenspezialistin Sabine Lisicki bezwungen. „Ich gehe wieder mit viel Selbstvertrauen an den Start“, sagte Kerber vor ihrer Ankunft in London, „ich fühle mich körperlich fit. Das ist das Wichtigste“.

Der Vorjahresfinalistin Lisicki (Berlin) gebührt die besondere Ehre am Dienstag auf dem Centre Court um 14.30 Uhr statt der zurückgetretenen Titelverteidigerin Marion Bartoli Frankreich) das Frauenturnier „offiziell“ zu eröffnen. Ihre Gegnerin ist Julia Glushko aus Israel, Bartoli wird in der Royal Box sitzen. Kurz vor dem Turnier hat sich Lisicki „einvernehmlich“ von Trainerin Martina Hingis getrennt. Die 24-Jährige und die ehemalige Weltranglistenerste aus der Schweiz hatten seit Jahresbeginn zusammengearbeitet.

Besonders im Fokus der britischen Öffentlichkeit steht natürlich Titelverteidiger Andy Murray. Der Schotte hatte als erster Brite seit 1936 auf den Rasenplätzen an der Church Road triumphiert. Danach aber konnte der 27-Jährige kein Turnier mehr gewinnen. Nach seinem Halbfinal-Aus bei den French Open in Paris hatte Murray die Verpflichtung der Französin Amelie Mauresmo als Nachfolgerin seines Erfolgstrainers Ivan Lendl bekannt gegeben und damit für Aufsehen gesorgt. „Ich glaube fest daran, dass sie mir helfen wird“, sagte er: „Ich habe die letzten zehn Tage, die ich mit ihr auf dem Platz verbracht habe, richtig genossen.“

Boris Becker ist als Trainer von Djokovic erstmals in seinem „Wohnzimmer“ tätig

Der Trainer steht auch beim topgesetzten Weltranglisten-Zeiten Novak Djokovic besonders im Fokus: Becker, Boris Becker. Nach drei Jahrzehnten brennt seine Liebe zu den Championships, die aus dem „17-jährigen Leimener“ einen Weltstar machte, noch immer. Seit dem denkwürdigen 7. Juli 1985 gehört Becker zum Inventar des All England Clubs, erst als Spieler, dann als TV-Experte. In diesem Jahr feiert Becker seine Premiere als Coach.

Stellten sich in den ersten Monaten ihrer Zusammenarbeit die Fragen nach dem Sinn oder Unsinn von Beckers Engagement an der Seite des sechsmaligen Grand-Slam-Champions aus Serbien, fühlt es sich in Wimbledon selbstverständlich an. „Das ist sein Belag, das ist sein Zuhause. Hier fühlt er sich wohl“, sagte Djokovic vor seinem Auftaktmatch am Montag gegen Andrej Golubew aus Kasachstan. Mittlerweile wohnt Becker mit seiner Frau Lilly und Sohn Amadeus in Wimbledon. Es ist „der einzige Ort auf der Welt, wo mich niemand fragt: Was machen Sie denn hier?“, verriet Becker der Sport Bild: „Hier gehöre ich hin.“