Der Hamburger Tennisprofi muss wieder operiert werden und kann nicht am Rothenbaum spielen

Hamburg. Völlig unerwartet wird Michael Stich die Nachricht vom sicheren Saisonaus und möglichen Karriereende von Tommy Haas nicht getroffen haben. Der Direktor des ATP-Turniers am Hamburger Rothenbaum ist schließlich bestens vernetzt in der Tennisszene, pflegt die Kontakte mit den Profis und hat auch selbst genug Erfahrung, um zu wissen, wie es denn so aussieht mit einem Profikörper und dessen Haltbarkeit im täglichen Wettkampfstress. Der Ausfall des größten Zugpferdes und besten deutschen Spielers ist für das bedeutendste Turnier des Landes (12. bis 20. Juli) auf jeden Fall ein harter Schlag. „Es ist sehr schade, dass Tommy nicht bei den bet-at-home Open starten kann“, erklärte Stich. „Wir hätten ihn natürlich sehr gerne am Rothenbaum gehabt.“

Am Montag bewahrheiteten sich die schlimmsten Befürchtungen. Seit Jahren ist die Schulter die größte Schwachstelle des inzwischen 36-Jährigen. In dieser Saison musste Haas wegen seiner körperlichen Probleme schon mehrmals vorzeitig aufgeben. In der vergangenen Woche konnte er nicht beim Rasenturnier im westfälischen Halle aufschlagen. Nun muss er sich an diesem Dienstag bereits zum vierten Mal einer Operation unterziehen. „Man wird erst in ein paar Monaten entscheiden können, ob es noch mal geht“, sagte Haas der „Bild“-Zeitung.

Obwohl er in den vergangenen Wochen gespürt hatte, dass etwas nicht in Ordnung ist, habe er damit nicht gerechnet. „Die Diagnose war im ersten Moment natürlich ein Hammer, aber es war leider zu befürchten, dass es eine schwerere Verletzung ist“, wird Haas in einer Pressemitteilung zitiert. Die Supraspinatussehne in der Schulter ist angerissen, außerdem eine Sehne, die den Bizeps schützt: „Das muss alles zusammengenäht werden.“

Haas will dennoch versuchen, 2015 noch einmal zurückzukehren, und beruft sich auf ein großes Beispiel: „Jimmy Connors hat 1991 mit 39 Jahren noch das Halbfinale bei den US Open erreicht. Das ist auch eine Inspiration.“ Das Problem sei halt, dass „die Schulter ein kompliziertes Gelenk ist und man lange braucht, um da wieder Kraft und Gefühl reinzubringen. Das heißt sechs Monate kein Tennis. Vielleicht kann ich nach acht Monaten zurückkommen. Es wird eine lange, harte Zeit.“

Deutschlands Nummer eins will in jedem Fall nicht mit einer Verletzung von der Tennisbühne abtreten, sondern auf dem Platz seine Karriere beenden, teilte sein Management mit. „Ich bin fest davon überzeugt, dass ich noch gute Matches und Turniere spielen kann, sofern die Schulteroperation erfolgreich verläuft und mein Körper auch sonst mitspielt“, sagte er nun.

Ein letzter Auftritt 2015 in seiner Heimatstadt Hamburg, wo Haas 1997 mit der Halbfinalteilnahme der Durchbruch gelang, wäre auch für Stich ein emotionaler Höhepunkt. Für dieses Jahr aber muss der Turnierdirektor versuchen, seine Veranstaltung auch ohne Haas zu bewerben: „Trotz seiner Absage bleibt die Qualität des Teilnehmerfeldes sehr hoch, und wir freuen uns nun umso mehr auf die anderen deutschen Profis, die im Juli nach Hamburg kommen.“