Um neue Projekte und bessere Trainingsmöglichkeiten zu finanzieren, hofft der Verband auf ein Unternehmen, das 500.000 Euro zahlt

Den Haag. Der Termin war mit Bedacht gewählt. Um dem neuen Partner die Begeisterung nahezubringen, die Hockey auszulösen versteht, hatte der Deutsche Hockey-Bund (DHB) Vertreter der Privatbank Hauck & Aufhäuser zum Finalwochenende der WM in den Niederlanden geladen. Dass die deutschen Herren, die das Finanzhaus auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro unterstützen will, erstmals seit 1971 das Halbfinale verpassen würden, hatte niemand einkalkulieren können. Gut nur, dass der Abschluss bereits vor der WM in trockene Tücher gebracht worden war.

Die Frage, inwieweit die sportliche Misere – auch die deutschen Damen hatten das Halbfinalticket nicht lösen können – Einfluss auf die Verhandlungen mit potenziellen neuen Sponsoren haben wird, kann Torsten Bartel noch nicht beantworten. Der 42-Jährige ist im DHB-Vorstand für Marketing zuständig und hat es mit seinem Team in den vergangenen Monaten immerhin geschafft, den Rückzug von Hauptsponsor Hyundai im Frühjahr 2013 finanziell zu kompensieren. „Wir sind auf einem guten Weg, unseren Haushalt zu konsolidieren“, sagt Bartel. Neben Hauck & Aufhäuser war zuletzt der Chemiegigant BASF eingestiegen, der besonders die Nachwuchsarbeit und die Fokussierung des DHB auf die duale Ausbildung seiner Athleten fördern möchte. Zudem hatte man den Ausstieg von Ausrüster Adidas durch einen Abschluss mit Reece auffangen können. Beide Verträge laufen bis Ende 2020.

Um in Zukunft jedoch in neue Projekte und die nötige Verbesserung der Trainingsmöglichkeiten für die Nationalteams investieren zu können, ist der DHB auf der Suche nach einem Hauptsponsor, der pro Jahr zwischen 500.000 und 600.000 Euro zahlt. Während der WM war Kyocera als Eventpartner auf der Brust beider Teams eingesprungen, eine Dauerlösung ist das jedoch nicht. Bartel hofft auf ein Unternehmen, das die DHB-Philosophie mitträgt, Hockey als „Zwei-Geschlechter-Sport“ zu betrachten, der die duale Ausbildung der Athleten vor die komplette Kommerzialisierung des Sports setzt. „Ein Unternehmen, das das Potenzial im Hockey sieht und uns zum Beispiel dabei hilft, der Bundesliga eine dauerhafte, regelmäßige Medienpräsenz zu verschaffen, wäre ein großer Schritt für uns.“

Die Erfolge, die Deutschlands erfolgreichste olympische Teamsportart in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig einfahren konnte, reichen nicht aus, um Großunternehmen von einem Engagement zu überzeugen. „Wenn du nicht erfolgreich bist, reden die gar nicht mit dir“, sagt Bartel, „es geht vor allem um Medienpräsenz. Da müssen wir weiter hart dran arbeiten.“ Einen Partner, wie ihn der niederländische Verband seit 1998 mit der Rabobank hat, sei auch der Wunsch des DHB, weil er Planungssicherheit garantiere. Bislang tragen die zur Finanzierung des Leistungssports zweckgebundenen Fördermittel des Bundesinnenministeriums erheblich zur Finanzierung des DHB-Jahresetats von 4,5 Millionen Euro bei, die weiteren Einnahmesäulen sind Sponsoringgelder und Mitgliedsbeiträge. „Unser Credo ist, alle Grundaufgaben, die der Verband hat, durch Mitgliedsbeiträge zu finanzieren, damit nicht alles zusammenbricht, wenn mal ein Sponsor wegfällt“, sagt Bartel.

Unabhängig von DHB-Mitteln gibt es zudem die Stiftung des Verbands, die zum Beispiel in der WM-Vorbereitung half, den berufstätigen Athleten eine Reduzierung ihrer Stundenzahl finanziell auszugleichen, damit diese mehr Zeit ins Training investieren konnten, und den Verein Freunde des Hockeys, mit dem Ehemalige projektbezogen Fördergelder bereitstellen. Diese Art des Zusammenhalts, die typisch sei für die Hockeyfamilie, soll potenziellen Partnern vor allem eins zeigen: dass Titel wichtig, aber nicht alles sind. Nach dieser WM könnte das helfen.