Herren unterliegen den Niederlanden 0:1, Damen verlieren 0:3 gegen Argentinien. WM-Halbfinale für beide kaum noch zu erreichen

Den Haag. Die Spielzeit war abgelaufen, als 15.000 Niederländer im ausverkauften Kyocera-Stadion kollektiv zunächst die Luft anhielten, um sie dann mit wütenden Pfiffen entweichen zu lassen. Die deutschen Hockeyherren hatten ihre dritte Strafecke zugesprochen bekommen, ein Tor hätte den 1:1-Ausgleich bedeutet im WM-Gruppenspiel gegen das Oranje-Team. Doch als der Hamburger Welthockeyspieler Tobias Hauke die Herausgabe von Benjamin Wess verstoppte und auch die letzte Chance auf einen Punktgewinn dahin war, brach der Jubelsturm los.

Während der WM-Gastgeber durch den 1:0-Erfolg, herausgeschossen durch Jeroen Hertzberger in der 19. Minute, den dritten Sieg im dritten Spiel feierte und die alleinige Tabellenführung übernahm, ist für die Mannschaft von Bundestrainer Markus Weise die Halbfinalteilnahme nicht mehr aus eigener Kraft zu schaffen. Nach der zweiten 0:1-Pleite in Serie liegt der Olympiasieger mit nur drei Zählern drei Punkte hinter Argentinien und Neuseeland und muss nicht nur seine abschließenden Gruppenspiele gegen Neuseeland (So., 10.30 Uhr) und Südkorea (Di., 13 Uhr) gewinnen, sondern auch auf einen Ausrutscher der Argentinier hoffen, gegen die man am Dienstag verloren hatte.

„Ich fange jetzt nicht das Rechnen an, wir werden alles tun, um es noch zu schaffen. Aber dafür müssten wir ein Tor schießen“, sagte Weise. Immerhin hatte seine Mannschaft im Gegensatz zum schwachen Auftritt gegen die Südamerikaner Chancen herausgearbeitet, war nach einer Schwächephase in den ersten 20 Minuten das bessere Team gewesen und hatte die Niederländer in der Schlussviertelstunde mehrfach in höchste Not gebracht. „Aber das letzte Quäntchen hat immer gefehlt, deshalb ist diese Niederlage sehr bitter“, resümierte der glücklose Torjäger Florian Fuchs vom Uhlenhorster HC.

Hauke ärgerte sich vor allem über seinen Fehler beim Eckenstoppen, dennoch wollte er nicht nur das Negative in den Vordergrund stellen. „Wir haben die Holländer vor deren frenetischem Publikum in der zweiten Halbzeit klar beherrscht. Es ist zwar symptomatisch für diese WM, dass wir auch die besten Chancen nicht nutzen, aber wir werden jetzt mit Sicherheit nicht aufgeben, auch wenn das Halbfinale fast unerreichbar scheint“, sagte der Mittelfeldspieler vom Harvestehuder THC.

Dass es ein schwarzer Freitag für das deutsche Hockey wurde, lag auch an den Damen, deren Hoffnung auf die Halbfinalteilnahme durch eine verdiente 0:3-Niederlage gegen Argentinien ebenfalls geschrumpft ist. Selbst im Fall eines Sieges gegen die starken US-Amerikanerinnen am Pfingstsonntag (14.30 Uhr) ist Deutschland wegen des schlechten Torverhältnisses auf Schützenhilfe angewiesen. Die USA und Argentinien führen die Gruppe B mit sieben Zählern an, Deutschland und China haben je drei Punkte Rückstand.

Gegen Argentinien war zu sehen, dass die individuelle Klasse nicht ausreicht, um in der Weltspitze zu bestehen, und dass die Mannschaft nicht eingespielt genug wirkt, um Gegner von der Kategorie des Titelverteidigers zu gefährden. Man muss den Spielerinnen allerdings hoch anrechnen, dass sie die Niederlage nicht als Betriebsunfall abtaten, sondern hart mit sich ins Gericht gingen. „Wir spielen seit drei Spielen nicht das, was wir können, deshalb bin ich sehr enttäuscht“, sagte UHC-Stürmerin Lisa Altenburg. Jetzt müsse man in den letzten beiden Gruppenspielen „rausgehen, gewinnen und gucken, was rauskommt“. Mehr bleibt beiden deutschen Teams nicht übrig.