Beim WM-Play-off in Polen geht es auch um die Qualifikation für Olympia

Danzig. Woche der Wahrheit, Schicksalsspiele, Endzeitszenario: Für den deutschen Handball geht es vor den Play-off-Spielen der Nationalmannschaft gegen Polen am Sonnabend in Danzig (16.45 Uhr/ARD) und eine Woche später in Magdeburg (15.15 Uhr/ZDF) um alles. Sollte der Traum von der WM-Teilnahme im Januar 2015 in Katar platzen, würde zum dritten Mal in den vergangenen zweieinhalb Jahren ein großes Turnier ohne Deutschland stattfinden – und Bundestrainer Martin Heuberger wäre seinen Job wohl los.

„Ich bin heilfroh, dass es jetzt endlich losgeht“, sagte der 50-Jährige: „Ich fange schon an, Dinge wiederzukäuen und mir die ganzen Videos von den Polen noch einmal anzuschauen. Ich habe alles gemacht, was ich tun konnte.“ Heubergers Vertrag läuft im Sommer aus, er selbst würde gern bleiben – dafür wäre die erfolgreiche WM-Qualifikation Voraussetzung. Im letzten Härtetest am Dienstag in Wetzlar gegen Norwegen unterlag sein Team 30:32.

Bob Hanning, der starke Mann im deutschen Handball, mag sich gar nicht ausmalen, was ein Ausscheiden bedeuten würde. „Wenn wir nicht dabei sind, hat das auch Auswirkungen auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio“, sagte der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und Manager der Füchse Berlin der ARD: „Wir haben dann nur noch eine theoretische Möglichkeit, uns zu qualifizieren.“ Um den Druck auf die Spieler zu erhöhen, hat das neue DHB-Präsidium bereits die Tagesgelder der Spieler eingefroren.

Die versuchten indes, die Bedeutung herunterzuspielen. „Ich habe überhaupt keine Bedenken“, sagte Spielmacher Michael Kraus. Im Training herrsche „eine hohe Intensität“, der Wille sei da: „Und das ist ein sehr, sehr gutes Zeichen für den Erfolg.“ Uwe Gensheimer, der das deutsche Team als Nachfolger von Oliver Roggisch erstmals in der Kapitänsrolle aufs Feld führen wird, warnte vor den 11.400 Fans: „Wir müssen mental bereit dafür sein“, sagte der Linksaußen, stellte aber auch klar: „Wir spüren den Druck von außen gar nicht so stark, denn wir selbst wollen unbedingt zur WM.“

Polens deutscher Trainer Michael Biegler, 53, kann die große Dramatik in seiner Heimat ohnehin nicht nachvollziehen. „Wir sprechen ja hier hoffentlich nicht von einem Endzeitszenario“, sagte der frühere Coach des Bundesligisten SC Magdeburg: „Wir reden vom größten Handballverband der Welt. Da wird es ganz sicher weitergehen, unabhängig davon, ob sich das Team für die WM qualifiziert oder nicht.“