Im Mai 2013 dachte die deutsche Tennisspielerin ans Aufhören, nun steht sie im Halbfinale von Paris

Paris. Als Andrea Petkovic nach nur einer Stunde und drei Minuten die Arme in die Höhe riss, wusste sie ganz genau, welch bedeutende Leistung ihr gerade gelungen war. Genau ein Jahr nachdem sie, gebeutelt von vielen Verletzungen, ans Karriereende gedacht hatte, zog sie als erste Deutsche seit Steffi Graf 1999 ins Halbfinale der French Open in Paris ein.

Mit einer Demonstration der Stärke hatte Petkovic die Italienerin Sara Errani 6:2, 6:2 besiegt. Die Weltranglisten-29. aus Darmstadt nutzte ihre Außenseiterchance in beeindruckender Manier und feierte den bisher größten Erfolg in ihrer Karriere.

„Ich weiß nicht, was heute los war, aber ich bin sehr glücklich. Es ist unglaublich, ich liebe Paris“, sagte die 26-Jährige auf Französisch bei Eurosport. „Ich habe mir gesagt, dass ich aggressiver spielen muss“, meinte sie rückblickend nach der jüngsten Niederlage gegen Errani in Madrid. Schon an diesem Donnerstag trifft sie nun auf die Weltranglistenvierte Simona Halep aus Rumänien, die Swetlana Kusnezowa (Russland) mit 6:2, 6:2 ausschaltete.

2013 war Petkovic noch in der zweiten Qualifikationsrunde von Roland Garros auf einem Außenplatz an der Chinesin Zhou gescheitert. Ehe das Grand-Slam-Turnier überhaupt begonnen hatte, musste Petkovic die Koffer packen – und dachte ans Aufhören. „Innerlich hatte ich schon zwei-, dreimal die Kündigung unterzeichnet. Ich war mit mir und der Tenniswelt nicht mehr im Reinen. Es gab keinen Spaß mehr, keine Hoffnung“, sagte Petkovic.

Doch wieder einmal kam sie zurück und stellte ihr Image als Stehauffrau unter Beweis. Nach zuvor drei verlorenen Grand-Slam-Viertelfinals (Melbourne, Paris, New York 2011) gelang Petkovic nun im vierten Anlauf erstmals der Sprung unter die letzten vier. Steffi Graf hatte das bedeutendste Sandplatzturnier der Welt als bislang letzter deutscher Tennisprofi vor 15 Jahren gewonnen und dabei den letzten ihrer 22 Grand-Slam-Titel geholt.

Der Beginn des Spiels am Mittwoch hatte sich wegen Dauerregens um drei Stunden verzögert. In dem mit rund 9000 Zuschauern gefüllten Stadion erwischte Petkovic bei windigen Verhältnissen einen schlechten Start, gab gleich ihr erstes Aufschlagspiel ab und lag anschließend mit 0:2 zurück.

In der Folge gewann die Fedcup-Spielerin in den Grundlinienduellen trotz anfänglichen Nieselregens zunehmend an Stabilität und diktierte fortan die Ballwechsel. Mit ihrem dritten Break und dem sechsten Spielgewinn in Serie holte sich Petkovic den ersten Satz nach nur 27 Minuten, als sie von einem Vorhandfehler der Weltranglistenelften Errani profitierte, die 2012 das Finale von Paris gegen Maria Scharapowa (Russland) verloren hatte. Auch danach blieb Petkovic die druckvollere Spielerin. Als Erste brachte Petkovic im zweiten Satz ihr Service zum 3:2 durch. Die Weichen waren auf Sieg gestellt.

Die Oldesloerin Julia Görges erreichte zusammen mit dem serbischen Profi Nenad Zimonjic das Mixed-Finale von Paris. Das Duo gewann 6:2, 6:2 gegen Timea Babos aus Ungarn und Eric Butorac aus den USA.