Der Handball droht, trotz aller Erfolge, wieder auf eine Entwicklungsstufe zurückzufallen, die man spätestens seit dem WM-Triumph 2007 überwunden glaubte. Das hat auch mit Lizenzentzug des HSV zu tun. Ein Kommentar

Eigentlich könnten die deutschen Handballer selbstbewusst nach Danzig zum Play-off-Hinspiel um die WM-Teilnahme am Sonnabend gegen Polen fahren. Konnte sich die Welt nicht erst am Wochenende überzeugen, dass hier das Herz dieses Sports schlägt? Die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel machten in Köln den Champions-League-Sieger unter sich aus. Den deutschen Pokal hatten die beiden trotzdem den Füchsen Berlin überlassen müssen. In der Meisterschaft konnte der THW die Rhein-Neckar Löwen nur dank zweier Tore mehr abfangen. Und hätte der HSV Hamburg sein Potenzial ausgeschöpft, dann hätte er ganz oben stehen können.

Fünf Clubs in der Weltklasse – das gibt es nirgendwo sonst. Die besten Spieler des Landes aber können das Niveau der heimischen Vereine schon seit Längerem nicht mehr mitgehen. Nun bricht der Sportart durch den Lizenzentzug für den HSV auch noch ein Standort mit großer Strahlkraft und den höchsten Einschaltquoten im Vereinshandball weg. Sollte die Nationalmannschaft nach Olympia und Europameisterschaft jetzt auch die Weltmeisterschaft 2015 in Katar verpassen, droht der Handball trotz aller Erfolge wieder auf eine Entwicklungsstufe zurückzufallen, die man spätestens seit dem WM-Triumph 2007 überwunden glaubte.

Diese Gefahr lädt die anstehenden Entscheidungsspiele zusätzlich auf. ARD und ZDF übertragen sie noch einmal zu bester Sendezeit live. Im Fall eines Scheiterns könnte es für lange Zeit der letzte große Auftritt für den Handball in Deutschland sein. Die Champions League wäre dafür kein Ersatz. Das schleswig-holsteinische Finale wollten bei Eurosport lediglich 660.000 Zuschauer sehen. Beim Champions-League-Sieg des HSV vor einem Jahr saßen beim Endspiel gegen den FC Barcelona noch fast eine Million vor den Bildschirmen.