Derby-Chef Volker Wulff über Gegenwart und Zukunft der Veranstaltung – und marode Tribünen

Hamburger Abendblatt:

Herr Wulff, im Gegensatz zu den Vorjahren hatten Sie diesmal auf die Erwartungsbremse gedrückt. Volker Wulff, Derby-Veranstalter und Chef der Agentur En Garde: Ich bin lieber Realist als grundloser Optimist. Es ist ein angenehmes Gefühl, eines Besseren belehrt worden zu sein. Mit einer erneut grandiosen Stimmung hatte ich gerechnet, mit so vielen Zuschauern nicht. Auch ohne die Magnetwirkung des Hafengeburtstags wie 2013 ist das Derby ein erstklassiges Zugpferd.

Ist die Veranstaltung am Limit?

Wulff:

Ja, zumindest die Besucherzahl, den Ausstellungsbereich und den Platz betreffend. Wir waren vier Tage bestens besucht – viel mehr wird nicht gehen. Vielleicht werden wir die Wettbewerbe 2015 umgestalten, den Mittwoch aufwerten und für kleines Eintrittsgeld als fünften offiziellen Turniertag anbieten.

Die positiven Aspekte sind bekannt: vor allem starkes Teilnehmerfeld und die traditionell bärenstarke Stimmung im Park. Wo sehen Sie die Schwächen?

Wulff:

Eher in der Infrastruktur Hamburgs. Auch wenn der Elbtunnel rechtzeitig wieder komplett frei war, ist die gesamte Verkehrslage schlimm. Viele auswärtige Besucher klagten über eine katastrophale Anfahrt und viel zu wenige Parkplätze. Haben Sie es versäumt, gemeinsam mit den Behörden Verbesserungen zu finden?

Wulff:

Natürlich haben wir vor dem Turnier mit den Behörden gesprochen, da gibt es sehr guten Kontakt. Wir als Veranstalter können jedoch nicht die großen Probleme der Stadt lösen.

Die Tribünen halten kaum mehr als fünf Jahre. Was passiert, wenn Olympia nicht kommt und die große Lösung bringt?

Wulff:

Warum nicht eine mittlere Lösung? Die Bausubstanz ist marode. In den nächsten Jahren muss neu gebaut werden, daran führt kein Weg vorbei. Schaffen wir es, die EM der Springreiter 2019 oder 2021 zu holen, muss ohnehin etwas passieren. Denn ein solches Topereignis, das dann wahrscheinlich einmalig mit dem Derby während einer großen Pferde-Woche im Herbst stattfände, hat natürlich auch einen enormen Gegenwert für die Stadt.

Erstmals seit 69 Jahren fand das Dressur- Finale ohne deutsche Beteiligung statt. Ohnehin fehlte die Weltklasse ...

Wulff:

Da widerspreche ich. Wir hatten ein hochkarätiges Feld und eine Leistungsdichte bei den Ergebnissen wie noch nie. Es war internationale Klasse aus 13 Nationen präsent, darunter WMund Olympiateilnehmer.

Die Rechnung mit Springreitstars in Hamburg geht solange auf, wie die Global Champions Tour Stars nach Hamburg lockt. Ist dies künftig gesichert?

Wulff:

Der Vertrag wurde im Vorjahr bis 2018 verlängert. Wenn es in Klein Flottbek weiter so gut läuft, gibt es keinen Grund, die Zusammenarbeit nicht fortzuführen. Insgesamt steht das Turnier exzellent da. Das ist Champions League.