Krefeld. Sein zerschundenes Gesicht war der Ausdruck eines Totalschadens. Der entthronte IBF-Weltmeister Felix Sturm steht nach der zweiten Pleite innerhalb von 16 Monaten gegen den alternden Durchschnittsboxer Sam Soliman vor einem Scherbenhaufen. „Natürlich ist es Scheiße, wenn man gleich die erste Titelverteidigung verliert. Ich muss auch sagen, dass es Leute gibt, die einem nicht liegen“, sagte der 35-Jährige in Krefeld nach seiner klaren Punktniederlage (110:118, 111:117, 110:118) gegen den fünf Jahre älteren Australier.

Seine Blessuren schmerzten Sturm aber wahrscheinlich weniger als die mögliche Tragweite dieser Niederlage. Der Techniker mit dem großen Selbstbewusstsein ließ sich ein weiteres Mal von einem Mann düpieren, der mit einfachsten Waffen einen „Krieg“, wie es Soliman formulierte, gewann. Sein Hamburger Meistercoach Fritz Sdunek war entsprechend sauer: „Ich verstehe nicht, dass Felix aus seinen Fehlern nichts lernt und sich nicht auf seine boxerische Klasse verlässt. Stattdessen versucht er, mit einem Einzelschlag durch K. o. zu gewinnen.“

Nach dieser Pleite, seiner vierten im 46. Kampf, verliert Sturm auch weiter an Glaubwürdigkeit. Das kann sich für den Box-Unternehmer fatal auswirken, denn für ihn geht es darum, den TV-Partner Sat.1 als Ernährer zu behalten. Der Kontrakt muss angeblich neu verhandelt werden. Auf dem Markt ist der Sauerland-Stall, dessen Vertrag mit der ARD zum Jahresende ausläuft. Und der hat Champions wie Artur Abraham, Marco Huck oder Jürgen Brähmer zu bieten. Da kann Sturm mit der Hamburger Weltmeisterin Susi Kentikian, 26, die ihren WBF-Titel im Fliegengewicht gegen die Koreanerin Dan-Bi Kim durch K. o. in der neunten Runde verteidigte, nicht wirklich gegenhalten.

„Wir haben eine langjährige Partnerschaft und Interesse daran, diese fortzusetzen“, sagte dennoch Sat.1-Sportchef Alexander Rösner. Einschaltquoten sind die Grundlage für Entscheidungen. Die stimmten am späten Sonnabend, als 3,58 Millionen Zuschauer den Fight verfolgten. Es war die beste Quote für Sat.1 seit 2012.