Ein Kommentar von Andreas Hardt

Drama Queen ist, laut Wikipedia, ein umgangssprachlicher Ausdruck im Englischen für Menschen, die regelmäßig überzogen emotional und ichbezogen reagieren.

Das darf man Sabine Lisicki nicht nachsagen. Bitte nicht. Die Berlinerin, die hat einfach immer ganz viel Pech. Wie jetzt wieder in Paris bei den French Open. Da stürzte sie hin, fällt auf die rechte Schlaghand. Große Schmerzen, Aufgabe. Tränen.

Acht Siegen stehen in dieser Saison acht Niederlagen gegenüber. Dreimal konnte sie wegen irgendwelcher Gebrechen erst gar nicht antreten. Die Liste der Krankheiten und Verletzungen in ihrer Karriere ist länger als die der Titel. Knöchel, Rücken, Handgelenk, Allergie, Lebensmittelvergiftung, Grippe. Irgendwas ist gefühlt immer. Tränen.

Nur auf englischem Rasen ist sie mit ihrem harten Aufschlag und den schnellen Grundschlägen erfolgreich. Doch als sie im letzten Jahr im Wimbledonfinale die Chance hatte, Tennisgeschichte zu schreiben, da verlor sie komplett die Nerven. Wieder Tränen.

Dabei liebt sie doch das Leben. Die roten Teppiche, die Empfänge, die Werbeverträge, die Galadinners und hoffentlich auch ihren prominenten Freund Oliver Pocher. Bestimmt bringt der sie privat auch zum Lachen.

Vielleicht liebt sie all das inzwischen mehr als ihren Sport. Denn der ist Quälerei, harte Arbeit und Verzicht. Wer dem nicht alles unterordnet, der ist nicht bereit für die Profitour. Der erleidet auch schnell Verletzungen.

Ach was. Sabine Lisicki nicht. Das darf man nicht denken. Die hat immer nur ganz viel Pech.

Es ist ein Drama.