Hamburg. Als Carina Witthöft am späten Sonnabend mit dem Zug aus Paris kommend in Hamburg einfuhr, da hatte sie ein Luxusproblem im Gepäck: unerwartet viel Zeit. Eigentlich hatte sie in dieser Woche bei einem ITF-Turnier in Italien aufschlagen wollen. Die Alternative wäre ein Platz im Hauptfeld der French Open gewesen, die am Sonntag in Paris begannen. Doch weil die 19 Jahre alte Hamburgerin am Sonnabend im Finale der Qualifikation zum zweiten Grand-Slam-Tennisturnier der Saison 2014 mit 0:6, 1:6 an Tamira Paszek aus Österreich scheiterte, konnte sie weder das Hauptfeldticket buchen noch in Italien antreten, da die Regularien eine verbindliche Anmeldung bis zum Freitag forderten, die sie verständlicherweise nicht geben konnte.

Dass sie die unverhofft freie Woche für Training nutzen kann, scheint derweil nicht die schlechteste Maßnahme zu sein. Nach der Trennung von Coach Torben Beltz, der erst im Februar die Betreuung der Weltranglisten-180. übernommen hatte und an den hohen Erwartungen von Mutter Gaby gescheitert war, die die Tochter viele Jahre lang als Trainerin begleitete, sucht Witthöft vor allem nach ihrer mentalen Stärke. „Es ist mit Torben leider nicht so gelaufen, wie meine Eltern und ich es uns vorgestellt hatten. Dazu kam, dass ich eine schwierige Phase hatte, was mich mental ziemlich belastet hat. Ich bin mit sehr wenig Selbstvertrauen nach Paris gefahren, weil ich davor bei einigen Turnieren nicht gut gespielt hatte“, sagte sie. „Umso glücklicher war ich, dass ich dann zwei Runden gewonnen habe. Und die Niederlage gegen Tamira war auch nicht so deutlich, wie das Ergebnis vermuten lässt.“

Wer in Zukunft ihre Betreuung übernimmt, darüber wollte die Bundesligaspielerin des Clubs an der Alster noch nicht öffentlich sprechen. „Ich arbeite seit einigen Wochen mit jemandem, der mich auch in Paris betreut hat. Aber wir wollen im Moment nicht, dass darüber geredet wird“, sagte sie.

Nachdem am Auftaktsonntag die Kielerin Angelique Kerber (6:3, 6:1 gegen die Polin Katarzyna Piter) die zweite Runde erreichte und Annika Beck aus Bonn gegen die Bulgarin Swetana Pironkova unterlag, geht an diesem Montag mit Tobias Kamke der einzige Hamburger Starter gegen den Slowaken Miloslav Mecir auf den Court. Zudem sind sieben weitere deutsche Profis gefordert, darunter die Fedcupspielerinnen Sabine Lisicki (Berlin), Andrea Petkovic (Darmstadt) und Julia Görges (Bad Oldesloe).