Kaffeeunternehmer Albert Darboven, 78, ist neuer Hauptsponsor des Deutschen Spring- und Dressurderbys. An das Aufhören denkt er nicht

Hamburg. Am Himmelfahrtstag beginnt das Pferdefestival in Klein Flottbek – mit dem Deutschen Spring- und Dressurderby als traditionsreiche Höhepunkte. Schon am Mittwoch geht es bei freiem Eintritt „inoffiziell“ über den Parcours. Neuer Hauptsponsor der Veranstaltung ist das Hamburger Kaffeeunternehmen J. J. Darboven, bisher ausschließlich dem Galoppderby in Horn verbunden. Fragen an den pferdesportbegeisterten Firmenchef Albert Darboven.

Hamburger Abendblatt:

Herr Darboven, wann sind Sie zuletzt aus dem Sattel geflogen?

Albert Darboven:

Vor sechs Jahren, bei einem Polotraining in Osdorf. Damals war ich 72 Jahre alt. Mit aktivem Reitsport ist seit ein paar Jahren ohnehin Schluss. Persönliche Erfahrung mit der Grasnarbe hatte ich zuvor ausreichend. Besonders haften blieb eine Schocklähmung vor etwa drei Jahrzehnten, als ich in hohem Bogen aus dem Sattel katapultiert wurde. Kurz darauf lag ich in einem katholischen Nonnen-Hospital in Paderborn – mit einem weißen Tuch bedeckt. Damals bin ich haarscharf am Rollstuhl vorbeigeschrammt.

Unvergessen ist auch ein blaues Auge, das Sie beim Galoppderby in Horn zierte. Ihre Ehefrau Edda war’s nicht …

Darboven:

Stimmt. Insoweit bin ich gut davongekommen. Bei einem Polospiel in Frankfurt wartete ich auf eine Vorlage und drehte mich im Sattel um. In dem Moment flog der Ball heran und traf mich mit voller Wucht am Auge. Ich hatte enormes Glück, dass ich es nicht komplett verlor. Zu Hause gab es eine handfeste Standpauke meiner Frau. Beim Derby habe ich das Veilchen mit einer Sonnenbrille getarnt.

Nicht nur durch diese Vorfälle ist Ihr Faible für Pferde bekannt – durch den Polosport und die Vollblüter. In der kommenden Woche tritt Ihr Unternehmen erstmals als Hauptsponsor des Spring- und Dressurderbys in Erscheinung. Wie kommt es zu dieser Liaison?

Darboven:

Begeisterung für diese Sparte habe ich von jeher. Noch vor dem Polo war ich leidenschaftlicher Jagdreiter, meist in Schleswig-Holstein. Das ist aber gut und gerne ein halbes Jahrhundert her. Einmal habe ich in einer Saison 35 Jagden geritten. Mit meinem beruflichen Wechsel nach Südamerika kam ich in Kontakt mit Polo. Erstmals im Sattel saß ich aber schon mit sechs Jahren.

Also während des Zweiten Weltkriegs?

Darboven:

1942 muss das gewesen sein, während der Kinderlandverschickung in Landenau, einem Dorf im Odenwald. Dort musste ich Pferde in einen Nachbarort bringen, reitend natürlich. Das hat großen Spaß gemacht. Nach Kriegsende ging es auf dem Grundstück meines Vaters Arthur Darboven in Hochkamp/Blankenese dann auch über Sprünge. Unter Anleitung eines angestellten Reitlehrers saßen wir auf ehemaligen Trabern.

Haben Sie länger mit einem Sponsoring beim Springderby geliebäugelt?

Darboven:

Hin und wieder ja. Der Derbyplatz in Klein Flottbek ist bekanntlich Heimat des Norddeutschen und Flottbeker Reitervereins. Zusammen mit meinem leider längst verstorbenen Freund Horst-Herbert Alsen waren wir dem Club schon Anfang der 60er-Jahre stark verbunden, teilweise im Vorstand. Seinerzeit war ich schon einmal als kleinerer Sponsor dabei. Damals haben Horst-Herbert und ich sogar am Deutschen Fahrderby teilgenommen – zu zweit auf dem Kutschbock. Unter 20 Startern wurden wir Vorletzte. Immerhin.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Derbybesuch erinnern?

Darboven:

Bestens sogar. Das muss direkt nach Kriegsende gewesen sein, als Zwölfjähriger etwa. Von meinem Elternhaus am Bockhorst in der Nachbarschaft waren es nur ein paar Minuten zu Fuß zum Derbyplatz. Ehrlich gesagt, sind wir damals über die Zäune geklettert, um keinen Eintritt bezahlen zu müssen. Am Parcours haben wir den legendären Reitersmann Fritz Thiedemann bewundert. 1950 gewann er auf Loretto. Unvergessen.

Und wie kam es aktuell zum Kontakt?

Darboven:

Das war nach dem Derby im Sommer vergangenen Jahres. Meine Marketing-Mitarbeiter und ich haben uns mit Turnierchef Volker Wulff an einen Tisch gesetzt und die Möglichkeiten ausgelotet. Die Chemie stimmte. Dann ging alles schnell.

Ein Dreijahresvertrag als Hauptsponsor in Klein Flottbek ist ein kostspieliges Vergnügen. Wie rechnet sich das unterm Strich?

Darboven:

Nur arme Leute zählen. Letztlich habe ich aus dem Bauch entschieden, aber nicht ohne Kalkül. Denn ich bin kein Schraubenhöker, sondern jemand, der ein köstliches Getränk verkauft. Unsere Firma J. J. Darboven feiert 2016 ihren 150. Geburtstag. Hierzulande teilen sich fünf große Kaffeeröster das Hauptgeschäft; wir sind die Nummer fünf. Wir geben uns Tag für Tag größte Mühe, ein gutes Pfund Bohnen auf die Verladerampe zu bringen. In dieser Position müssen wir uns ständig etwas Neues einfallen lassen, um im Geschäft zu bleiben. Wir leben von Sympathie.

Zurück zur Rechnung …

Darboven:

Uns beflügelt die Hoffnung, durch die Partnerschaft zu einem beliebten Großereignis und die Medienpräsenz neue Kunden zu erreichen und alte bei der Stange zu halten. Ich kann eine Menge planen und denken, die Verbraucher jedoch lenken. Und wenn die vielen Pferdefreunde in Deutschland im Supermarkt vor dem Regal stehen, bringt unser Derby-Engagement hoffentlich den entscheidenden Impuls. Frauen sind unsere wichtigste Zielgruppe. Frauen führen den Einkaufswagen. Und Frauen mögen Pferde.

Woran wird der Zuschauer bemerken, dass Ihre Firma Partner des Derbys ist?

Darboven:

In erster Linie durch das Namenspatronat, Plakate, durch Bandenwerbung und Durchsagen. Nach der Entscheidung übergebe ich den Ehrenpreis. Außerdem haben wir natürlich ein Kaffeezelt auf der Anlage. Dort werden Baristi ihre Kunst demonstrieren.

Was ist das denn?

Darboven:

In Hamburg nannte man den Job früher Kaffeemamsell. Ein Barista bereitet Kaffee professionell zu – es ist eine Zeremonie. Der spezielle Schaum inklusive Verzierungen gehört dazu. In unserer Firma bilden wir solche Fachleute aus.

Das hoffentlich schöne Wetter wird den maroden Zustand rund um den Parcours zwar übertünchen. Trübt dieses grundsätzliche Dilemma die gute Laune des Hauptsponsors trotzdem?

Unsere Stimmung ist bestens. Dennoch ist es keine Frage, dass über kurz oder lang neue Tribünen hermüssen. Wenn Klein Flottbek auf Dauer Spitzenniveau halten will, sind Verbesserungen unumgänglich – schon wegen des Komforts und der Sicherheit für die Zuschauer. Ich werde mich nach dem Derby bemühen, die Gespräche zu intensivieren. Wenn Hamburg Ernst machen will mit einer Olympiabewerbung, was ich inständig hoffe, müssen die Vorbereitungen jetzt beginnen – auch in Klein Flottbek. Deutschland ist Pferdeland, und Hamburg ist die Hauptstadt.

Sind Sie Feuer und Flamme?

Darboven:

Und wie! Damals und heute erst recht. Bei der ersten Kandidatur als deutsche Bewerberstadt war ich sehr engagiert, auch persönlich in einem Werbespot. Allerdings halte ich von einer Teilung der Spiele zwischen Berlin und Hamburg gar nichts: Wenn Olympia, dann nur hier. Unsere Hansestadt kann es als wachsende, aufblühende Metropole sehr gut gebrauchen, international eine Duftmarke zu setzen. Ich bin sicher, dass wir eine erstklassige Chance haben. Es gibt die geeigneten Flächen und große Begeisterung in der Bevölkerung. Ich erwarte, dass eine Abstimmung dieses Gefühl klar bestätigen wird.

Leidet Ihr Engagement bei den Galoppern in Horn durch Ihre neue Aktivität bei den Springreitern?

Darboven:

Kein Stück. Was ich einmal begonnen habe, führe ich auch fort. Die Vereinbarung im Turf gilt noch bis 2015, danach werden die Karten neu gemischt. Ich habe immer gesagt: Kommt eine Firma, die ähnlich viel zahlt, freuen wir uns. Aus der zweiten Reihe wirke ich am liebsten.

Haben Sie auch deswegen diverse Angebote abgelehnt, bei den Galoppern Präsident zu werden?

Darboven:

Genau so ist es. Wir haben in Horn ein gutes Team, und es gibt reichlich Arbeit.

Das Thema Doppelrennbahn für Galopper wie Traber ist aber vom Tisch, oder? Der Pachtvertrag der Traber in Bahrenfeld wurde just um drei Jahre verlängert.

Darboven:

Der Plan ist verzögert, aber keinesfalls passé. Nach wie vor will der Senat auf dem Bahrenfelder Grundstück Wohnungen bauen. Dann erfolgt der erste Spatenstich dort eben erst 2017. Der Stadt kann kein Vorwurf gemacht werden, die Traber kommen nicht in die Hufe. Ich werde weiter mit aller Kraft für eine Doppelrennbahn kämpfen.

In zwei Jahren werden Sie 80 Jahre alt. Wie lange wollen Sie im Pferdesport noch die Zügel in der Hand halten?

Darboven:

Solange ich kann. Ich fühle mich topfit, das ist mein Steckenpferd. Ich denke nicht über mein Alter nach.

Und in Ihrer Firma?

Darboven:

Auch da bleibe ich aktiv im Geschäft. Ich höre erst auf, wenn man mich liegend rausträgt.