Schwedischer Schwergewichts-Boxprofi kämpft am Freitag erstmals in Hamburg für sein neues Team

Hamburg. Scherze mit Namen soll man sich ja verkneifen, aber Adrian Granat hat selbst damit angefangen. „Granat ist doch ein lustiger Name für einen Schwergewichtsboxer, dessen Fäuste wie Granaten einschlagen“, sagt der Schwede. Man kann ihm nur zustimmen, und weil sein Nachname in seiner Muttersprache nichts anderes bedeutet als im Deutschen, liegt die Frage nah, ob da jemand mit einem Künstlernamen nachgeholfen hat. Nein, nein, er heiße von Geburt an so, in der Grundschule haben sie sich über ihn lustig gemacht deswegen, und das war ein Grund dafür, dass er überhaupt angefangen hat mit dem Boxen.

Vor zehn Jahren war das, Adrian Granat war 13 und wog bei 1,90 m Körperlänge nur 55 Kilo. Auch deswegen wurde er gehänselt, deshalb ging er zum Boxtraining – und wusste sofort, dass es der richtige Sport für ihn war. „Ich liebe es, für mich allein verantwortlich zu sein. Boxen ist die hohe Kunst, Mann gegen Mann, der Gewinner bekommt alles“, sagt der 23-Jährige. Ein Jahr später hänselte ihn niemand mehr.

2012, Granat war längst zweifacher schwedischer Meister, kam er zum Sparring nach Hamburg in den EC-Stall von Promoter Erol Ceylan. Er bereitete dem Kubaner Juan Carlos Gomez und dem aktuellen WBO-Europameister Christian Hammer große Probleme. Mit seiner Schlaghärte und der Bereitschaft, an seine Grenzen und darüber hinaus zu gehen, hinterließ er Eindruck bei Ceylan und dessen Trainerteam.

Das galt auch umgekehrt. Weil Profiboxen in Schweden lange Zeit nicht erlaubt war und derzeit nur unter Auflagen in Kämpfen über vier Runden geduldet wird, wusste Granat schnell, dass ihn sein Weg nach Deutschland führen musste, wenn der Traum von der Profikarriere wahr werden sollte. „Er hat mich sechs Monate mit E-Mails bombardiert und sich angeboten, bis ich gesagt habe, dass er sich beweisen soll“, erinnert sich Ceylan. Für Granat war es das Ticket ins Glück. „Deutschland ist für Profiboxer das gelobte Land. Ich habe mich bei EC sofort wie zu Hause gefühlt“, sagt er. In seine Heimat Malmö, wo Granat Rechnungswesen studierte, bevor er sich auf die Boxkarriere konzentrierte, fährt er nach den Kämpfen, die meiste Zeit aber lebt er in Hamburg.

Nachdem er seine ersten beiden Profikämpfe in Schweden absolviert hatte, gab der Normalausleger, der mit Bülent Baser trainiert, sein EC-Debüt am 11. April in Berlin, feierte dort seinen dritten vorzeitigen Sieg. An diesem Freitag (20.15 Uhr/Eurosport) steht ihm auf der EC-Gala in der CU-Arena in Neugraben bei seinem Hamburg-Debüt gegen den Österreicher Andreas Kapp die nächste Prüfung bevor. Granat freut sich darauf. „Wenn ich mich gegen solche Leute nicht beweise, dann habe ich im Boxen nichts zu suchen“, sagt er.

Im Ring verlässt sich der mittlerweile 2,03 m lange und 110 kg schwere Skandinavier auf Explosivität, Schlaghärte und seine Intelligenz. Für Ceylans Geschmack nimmt sein Rohdiamant noch zu viele Treffer. „Aber er ist am Anfang seiner Karriere, probiert viel aus. In drei Jahren wird er unbesiegbar sein“, sagt er. Granat lächelt. Er wird alles geben, um zu werden, was sein Promoter in ihm sieht: eine Granate.