Barcelona. Obwohl Sebastian Vettel zu den jüngeren Piloten in der Formel 1 gehört, sehnt er die Vergangenheit herbei wie kaum einer seiner Kollegen. Erst schwärmte er in einem Interview über die „Drachen und Biester“, die es früher zu zähmen galt. Dann stieg er wie in alten Tagen in ein Kart und drehte bei der deutschen Kart-Meisterschaft im bayerischen Ampfing seine Runden. In Barcelona, wo er an diesem Sonntag (14 Uhr, RTL und Sky) wieder seinem Hauptberuf als Formel-1-Rennfahrer nachgehen muss, will er nach Möglichkeit die nächste Reise in die Vergangenheit antreten. Denn die Saison beginnt nach dem Wunsch des Weltmeisters an diesem Wochenende noch einmal von vorn. Bereits 46 Punkte beträgt sein Rückstand auf WM-Spitzenreiter Nico Rosberg, nur einmal überhaupt stand er bislang (in Malaysia) als Dritter auf dem Podium.

Der Auftakt in Barcelona war allerdings denkbar schlecht. Vettel blieb im ersten freien Training nach nur vier Runden wegen eines Kurzschlusses auf der Strecke liegen, musste seine „Suzie“ mit dem Feuerlöscher abkühlen und anschließend abschleppen lassen. „Ein kleiner Defekt, der uns sehr getroffen hat“, sagte der Titelverteidiger. „Ich glaube nicht an Pech, es gibt irgendeinen Grund dafür, dass es kaputtgegangen ist. Ich brauche kein Mitleid.“ Im zweiten Training konnte er überhaupt nicht starten und beobachtete, wie sein Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo hinter den erneut überlegenen Mercedes-Silberpfeilen die drittschnellste Zeit fuhr. So wird der fünfte von 19 WM-Läufen für Vettel zum Schicksalsrennen. „Wir versuchen alles. Wir stellen alles auf null und starten neu“, sagte er. Neben einigen Motor-Updates wechselte Vettel das Chassis: „Wir haben uns für ein gebrauchtes entschieden, um zu wissen, dass nichts falsch dran ist.“

Lewis Hamilton, der im Silberpfeil die letzten drei Rennen gewonnen hatte, war auch im Training in Barcelona zunächst eine gute halbe Sekunde schneller als sein Mercedes-Partner Nico Rosberg.