Nürnbergs Chancen auf den Ligaverbleib sind minimal. Also suchen die Franken fieberhaft nach Beispielen, die für Zuversicht sorgen sollen. Hoffenheim rettete sich im vergangenen Jahr in ähnlicher Lage. Allerdings fällt neben drei Abwehrspielern auch Torwart Schäfer aus.

Nürnberg. Ohne seinen verletzten Kapitän Raphael Schäfer will der 1. FC Nürnberg zum neuen Hoffenheim werden. „Die haben es vergangenes Jahr vorgemacht“, kommentierte Verteidiger Per Nilsson. „Ich verstehe, dass von außen kein Glauben da ist. Aber wir müssen das Wunder einfach schaffen“, bekannte der 31-Jährige.

Vor dem letzten Spieltag der Vorsaison war der Kraichgau-Club ebenfalls auf klarem Zweitligakurs – und musste dann auch noch bei den übermächtigen Dortmunder Borussen antreten. Sensationell gewann der Außenseiter, rettete sich in die Relegation und schaffte sogar noch den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenverbleib.

Die Franken stecken nun in einer ähnlich aussichtslosen Lage: Kaum jemand traut dem Club noch ernsthaft zu, im Saisonfinale beim Champions-League-Aspiranten Schalke 04 am Sonnabend den achten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zu verhindern. Zumal der FCN auch noch auf Torwart Schäfer verzichten muss, der sich im Training eine schwere Muskelverletzung in der Schulter zuzog.

Nilssons Statement klang wie eine Forderung an sich selbst und seine Teamkollegen, das Gegenteil zu beweisen – der Realität zum Trotz. Denn nur ein Sieg würde den Relegationsplatz überhaupt noch mal in Sichtweite bringen, zugleich dürfte der Hamburger SV allerdings in Mainz nicht gewinnen.

Nürnbergs bisher glückloser Interimstrainer Roger Prinzen führte mit Blick aufs Zitterfinale gar das Champions-League-Endspiel vor neun Jahren als Positiv-Beispiel an. Im Mai 2005 führte der AC Mailand schon zur Halbzeit schier uneinholbar mit 3:0 gegen den FC Liverpool. Doch die Engländer kamen zurück, schafften den Ausgleich und gewannen im Elfmeterschießen den Titel. Für unmöglich habe man das damals gehalten, sagte Prinzen.

Und genauso steht es jetzt um seinen 1. FC Nürnberg nach einer geschichtsträchtigen Krisensaison. In der gesamten Hinrunde schaffte der FCN keinen Sieg - Bundesligarekord. Nach einem Aufschwung im Januar ging’s schnell wieder rapide bergab, obwohl sich die Mannschaft spielerisch verbessert hatte. Gertjan Verbeek, nach der frühen Trennung von Michael Wiesinger als neuer Trainer verpflichtet, setzte vor allem auf die Offensive, was viele Gegentore nach sich zog. Vor zweieinhalb Wochen reagierte Sportvorstand Martin Bader hastig und schmiss den Niederländer ebenfalls raus. Es wirkte wie eine Panikreaktion.

Bisher erfolglos, denn auch Interimschef Prinzen verlor danach zweimal. „Das ist wirklich eine kuriose Saison. Mich erstaunt nicht mehr viel, weil wir alles geballt durchgemacht haben, was es in einer Spielzeit geben kann“, befand Bader. „Wir müssen auf Schalke ein Spiel abliefern, wo der 1. FC Nürnberg vielleicht irgendwie den Ball ins Tor reinschießt“, erkannte Schäfer, für den nun Ersatzmann Patrick Rakovsky zum Einsatz kommen dürfte.

Der 20-Jährige spielte bis 2011 pikanterweise selbst in der Schalker U 19-Mannschaft. Prinzen urteilte: „Sie können mich für verrückt erklären, aber dennoch glaube ich an die Jungs.“

Die Anhänger würden es ihm gerne gleichtun, aber nur die wenigsten haben noch die Nerven dazu. Zuletzt sechs Niederlagen am Stück waren einfach zu viel. Und für Schalke geht es ja auch noch um die direkte Qualifikation für die Champions League. Der letzte Sieg in Gelsenkirchen ist schon 21 Jahre her.

Gleich drei Verteidiger (Javier Pinola, Marvin Plattenhardt, Timothy Chandler) fehlen gelbgesperrt, Leitfigur Schäfer darüber hinaus verletzt. Kurios obendrein: Auch der letzte Nürnberger Abstieg 2008 wurde gegen Schalke besiegelt, damals allerdings in einem Heimspiel. Lauter schlechte Voraussetzungen also. Aber zumindest das war bei 1899 Hoffenheim im Mai 2013 ja ähnlich.