Mit Torhüter Tobias Walter will der Hockey-Europokalsieger auch deutscher Meister werden

Hamburg. Jeder, der am Ostermontag die Internet-Übertragung des Europapokalfinals im Feldhockey gesehen hat, wird einen Spieler nie vergessen: Tobias Walter. Immer wieder rief der englische Kommentator diesen Namen, er wurde mit jeder Parade, durch die der Torhüter des Harvestehuder THC die Eindhovener entnervte, euphorischer, und hätte dieser Tobias Walter nach dem 5:3-Sieg im Penaltyschießen nicht die Auszeichnung als wertvollster Spieler der EHL-Endrunde erhalten, man hätte wohl die Hockeywelt nicht mehr verstanden.

Eine gute Woche später sitzt der 24-Jährige auf der Terrasse des HTHC-Clubhauses und wirkt fast beschämt, als er die Bedeutung des Triumphes einordnen soll. Jeder seiner Kameraden hätte den Preis ebenso verdient gehabt, sagte er, alle seien über sich hinausgewachsen, und überhaupt habe er ja nur das getan, wofür sie ihn im Sommer 2012 aus Mannheim an den Voßberg geholt haben: „Ich sehe mich als Ruhepol, der Sicherheit ausstrahlt und auf den sich die Jungs verlassen können.“

Dass er Torhüter werden würde, war früh in seinem Leben klar. Vater Wolfgang hielt 16 Jahre lang für Frankenthal in der Bundesliga, „er war mein Vorbild, ich habe mit drei Jahren mit dem Hockey angefangen und stand mit sechs im Tor“. Als im Sommer 2012, nach zwei Bundesligajahren in Dürkheim und drei in Mannheim, die Anfrage von HTHC-Coach Christoph Bechmann kam, überlegte Walter nur kurz: „Hamburg war immer mein Traum.“

Im Gepäck hatte „Willi“, wie sie beim HTHC ihren Keeper in Anlehnung an die Vereinsfarben und an den besten Freund von Biene Maja nennen, auch den Traum von einer Nationalmannschaftsberufung. Bundestrainer Markus Weise lebt in Hamburg, „ich dachte, dass ich etwas mehr in sein Blickfeld rücke“. Doch weil er im athletischen Bereich Nachholbedarf hatte, blieb Walter bislang außen vor. „Ich kann nur meine Leistung bringen, wenn es dann nicht reicht, dann eben nicht.“

Am Wochenende muss er noch einmal sein Können zeigen, denn auf dem Spiel steht die deutsche Feldmeisterschaft. Der HTHC trifft im Halbfinale auf Gastgeber Uhlenhorster HC (Sonnabend, 16 Uhr, Wesselblek). „Wir wollen unbedingt diesen Titel“, sagt Walter, „für mich ist das Wichtigste, mit dem HTHC Erfolg zu haben.“ Er will seinem Verein, der ihm eine duale Ausbildung zum Sportmanagement-Fachmann mit Studium der Betriebswirtschaftslehre und einer Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann ermöglicht, das Vertrauen zurückzahlen, das alle in ihn setzen. Auch am Wochenende gibt es unter hockeyfinal4.de eine Liveübertragung im Internet. Tobias Walter wird alles geben, damit sein Name wieder voller Euphorie gerufen wird.