Hamburgs Schwimmer sind für die deutschen Meisterschaften in Berlin viel gelaufen

Hamburg. Wenn Hamburgs beste Schwimmer in dieser Woche in Berlin bei den deutschen Meisterschaften (1. bis 4. Mai) ins Wasser springen, haben einige von ihnen ein Trainingsprogramm der besonderen Art hinter sich. Markus Deibler, 24, Besitzer einer erfolgreichen Eisdiele auf St.Pauli, und der Elmshorner Jacob Heidtmann, 19, sind in den vergangenen Monaten zwei- bis dreimal pro Woche in die (Höhen-)Luft gegangen. In der künstlichen Kammer im Lanserhof am Stephansplatz absolvierten sie auf simulierten 3000 Metern Läufe von bis zu einer Stunde. Die erhöhen die Anzahl der roten Blutkörperchen und verbessern damit die Ausdauer- und Regenerationsfähigkeit.

Deibler, der in Berlin über 200 Meter Lagen und Freistil wieder Titelchancen hat, und Heitmann, der über 400 Meter Lagen und Freistil antritt, sammelten in dieser Saison erstmals diese Erfahrungen. „Das Höhentraining hat bislang bei beiden gut angeschlagen, jetzt müssen wir die Resultate abwarten“, sagt Petra Wolfram, die Cheftrainerin am Olympiastützpunkt Dulsbergbad. Ohnehin hat sie in den vergangenen neun Monaten viel mit ihren Schwimmern experimentiert. Eine deutliche Erhöhung des Laufpensums stand bei allen im Mittelpunkt.

Auch Steffen Deibler, 26, Olympia- und WM-Vierter über 100 Meter Schmetterling, zog zuletzt öfter seine Laufschuhe als die Badehose an. Weil der Student auf kürzere Strecken spezialisiert ist, verzichtete Wolfram bei ihm auf den Höheneffekt. Dafür musste der ältere Deibler in der Ebene sprinten, meistens gegen einen Zugwiderstand. Sein Ziel: „Ich will versuchen, die ganzen 100 Meter so schnell zu schwimmen wie die ersten 75 bei Olympia in London und die ersten 90 bei der WM 2013 in Barcelona.“ Bei beiden Wettkämpfen wurde Steffen Deibler noch auf den letzten Metern abgefangen und um die ersehnte Medaille gebracht.

Die deutschen Meisterschaften und die Europameisterschaften vom 18. bis 24. August ebenfalls in Berlin sollen für die Hamburger Schwimmer aber nur Zwischenstationen auf dem Weg zu den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro werden. „In diesem Jahr können wir noch einiges im Training ausprobieren, dann müssen wir wissen, wie wir uns am besten auf Rio vorbereiten“, sagt Wolfram.

Hatten zuletzt nur die Deibler-Brüder Chancen auf nationale Titel und internationale Medaillen, haben sich mit Silke Lippok, 20, und Selina Hocke, 17, im vergangenen Jahr zwei deutsche Spitzenschwimmerinnen Wolframs Hamburger Trainingsgruppe angeschlossen. Dazu kommt mit der vielseitigen Maxime Wolters, 15, von der SG Bille ein Toptalent aus der eigenen Nachwuchsarbeit, das erste seit vielen Jahren. Vizeeuropameisterin Lippok (200 Meter Freistil) und die zweimalige deutsche Meisterin Hocke (50 und 200 Meter Rücken) konnten die hohen Erwartungen aber bisher nicht erfüllen.

Während Lippok nach ihrem Kreuzbandriss vor anderthalb Jahren kaum eine Krankheit ausließ und jetzt behutsam wieder an höhere Belastungen herangeführt werden muss, fiel Hocke der Wechsel aus dem heimatlichen Berlin ins Sportinternat nach Hamburg-Dulsberg schwerer als von ihr und ihrem Umfeld erwartet. „Wir werden nach der Saison Bilanz ziehen und dann die Entscheidung treffen, wie und wo Selina weitermachen will“, sagt Wolfram. Lippok („Sie hat einen unfassbar starken Willen!“) und Hocke traut sie trotz der Probleme zu, in Berlin die geforderte EM-Norm zu schwimmen. Um für die Europameisterschaft dann auch nominiert zu werden, fordert der neue Bundestrainer Henning Lambertz bei den „Überprüfungswettkämpfen“ vom 17. bis 20. Juli in Essen noch eine Bestätigung der Leistung.