Hamburg. Am Donnerstagnachmittag rief Jos Hermens bei Frank Thaleiser an: Ob im Athletenbudget noch genügend Geld sei, um Tilahun Regassa zu verpflichten, erkundigte sich der sportliche Leiter beim Chef des Haspa-Marathons. Der äthiopische Spitzenläufer Regassa, 24, hatte am Ostermontag den Boston-Marathon bereits nach 15 Kilometern infolge eines Sturzes beenden müssen und wäre nun unverhofft für einen Start in Hamburg zu haben.

Am Freitagmorgen hatte Thaleiser das Geld plötzlich beisammen, doch der Grund stimmte ihn traurig: Sein Topstar hatte abgesagt. Haile Gebrselassie, 41, konnte aufgrund akuter Atemwegsprobleme, ausgelöst durch eine Pollenallergie, in seiner äthiopischen Heimat zuletzt nicht trainieren. Bis zum Rennen am 4. Mai würde der zweimalige Olympiasieger und frühere Weltrekordler unmöglich die Form haben, um wie geplant den Altersklassenweltrekord von 2:08:46 Stunden zu brechen. „Wir und sicher auch unsere 23.000 Teilnehmer hätten uns natürlich gewünscht, dass Haile an der Startlinie steht, aber so hat es keinen Sinn“, sagte Thaleiser.

Er hatte schon zuvor zwei prominente Ausfälle verbuchen müssen: Der an Position eins gesetzte Martin Lel aus Kenia, 2005 Sieger des London-Marathons, und Deutschlands derzeit stärkster Läufer Sören Kah von der LG Lahn Aar Esterau hatten ihre Teilnahme am größten deutschen Frühjahrsmarathon aufgrund von Verletzungen abgesagt.

Thaleiser und Hermens legen ihre sportlichen Hoffnungen nun in Regassa. Der gewann im Vorjahr den Rotterdam-Marathon in 2:05:38 Stunden. 2012 war er als Dritter in Chicago noch elf Sekunden schneller und stieg zum drittschnellsten Marathon-Debütanten auf. Er sollte somit in der Lage sein, den 2013 aufgestellten Hamburger Streckenrekord des Kenianers Eliud Kipchoge (2:05:30 Stunden) zu verbessern.

Gebrselassies erster Hamburg-Auftritt könnte schon im Herbst nachgeholt werden. Thaleiser will versuchen, ihn für die Premiere des HEK-Halbmarathons am 20. September in Wandsbek zu verpflichten.