Wenig Chancen, blasse Stars: Der FC Bayern hätte bei Real Madrid auch in 120 Minuten kein Tor geschossen. Aber die Kommentare der Münchener klingen anders. Spitzenwert bei der TV-Quote.

Madrid. Was war da los beim FC Bayern in der Champions League? Überlegenes Spiel, aber kaum Torchancen. Wackler von Jerome Boateng und Dante in der Abwehr und kein Konzept bei Franck Ribery und Arjen Robben. Die Stützpfeiler des Systems von Trainer Pep Guardiola bröckelten ausgerechnet im Champions-League-Spiel bei Real Madrid. Nach diesem ernüchternden 0:1 im Halbfinale sehen viele Experten das Erreichen des Finales am 24. Mai in Lissabon als extrem schwierig an.

Doch die Bayern tun so, als sei das alles erwartet worden. „Ich bin optimistischer als vor dem Spiel“, sagte Münchens Trainer Pep Guardiola nach der bitteren Niederlage. Bitter nicht, weil sie hoch ausfiel, sondern bitter, weil die Bayern auch 120 Minuten hätten spielen können und kein Tor geschossen hätten.

Die TV-Quote für die Bayern war erwartungsgemäß spitze. 11,66 Millionen Zuschauer im ZDF und 38,2 Prozent Marktanteil bedeuteten Saisonrekord. In Hamburg war der Marktanteil bedeutend kleiner: nur 24,3 Prozent der Fernsehzuschauer zu dieser Zeit wollten die Bayern sehen.

Der üblicherweise als Motzki auftretende Sportvorstand Matthias Sammer sagte: „Noch keine Bayern-Mannschaft hat Real Madrid so dominiert. Wir haben mit Dominanz das Spiel bestimmt, aber nicht das Ergebnis. Zum Ballbesitz muss nun der gnadenlose Abschluss kommen. Wir können es schaffen.“

Vor dem Rückspiel am Dienstag in München liegt zwar der „kleine Vorteil“ (Carlo Ancelotti) bei Real, vor eigenem Publikum sei aber „noch alles möglich“, wie Bayern-Kapitän Philipp Lahm betonte. Ähnlich sieht es auch Thomas Müller: „Es ist eine Riesen-Aufgabe, aber wir haben gezeigt, zu was wir imstande sind. Wir müssen nur die Tore machen. Das müssen wir am Dienstag nachholen.“

64:36 Prozent Ballbesitz, 15:3 Ecken, 16:9 Torschüsse – fast alle Zahlen sprachen am Mittwoch für den Titelverteidiger. Doch das einzige Tor des Spiels erzielte Real durch Karim Benzema in der 19. Minute. Die Königlichen um Superstar Cristiano Ronaldo hatten die Bayern mit einer ausgefeilten Kontertaktik überlistet. Die historische Titelverteidigung ist ernsthaft in Gefahr, auch wenn Guardiola seiner Mannschaft „viel Charakter bescheinigt“ und stolz war.

Viel vorwerfen konnte der in Madrid mit vielen Pfiffen empfangene Katalane Guardiola seiner Mannschaft nun wirklich nicht – mit Ausnahme der Chancenverwertung. Vor allem bei der Schlussoffensive vergaben die eingewechselten Thomas Müller (81.) und Mario Götze (84.) beste Chancen. Zu der Zeit war Franck Ribéry schon gar nicht mehr auf dem Platz. Europas Fußballer des Jahres blieb die von Karl-Heinz Rummenigge prophezeite „Weltklasseleistung“ schuldig und steckt in einem kleinen Formtief.

Die Madrilenen werden zum Rückspiel mit großem Respekt anreisen. „Ein kompliziertes Spiel“ erwartet Ancelotti: „Wir wissen, dass es schwierig wird.“ Immerhin darf der Italiener darauf hoffen, dass seine millionenschweren Stars Ronaldo (Oberschenkel) und Gareth Bale (Grippe) dann wieder in bester Verfassung sind. Am Mittwoch teilten sie sich noch die Arbeit.

Von fünf Halbfinal-Duellen in der Königsklasse hat Real gegen „La Bestia Negra“ (die schwarzen Bestien) vier verloren. Diese Serie soll sich fortsetzen. „Wir werden nächste Woche richtig angreifen. Ich bleibe positiv, wir fahren voller Vertrauen nach Hause“, versprach der letztjährige Endspiel-Held Arjen Robben. Lahm sagte, die Mannschaft habe die Qualität, zu Hause mit zwei Toren Unterschied zu gewinnen“.

Die Statistik

Real: Casillas – Carvajal, Ramos, Pepe (73. Varane), Coentrao – Di Maria, Modric, Alonso, Isco (82. Illarramendi) – Benzema, Ronaldo (73. Bale). – Trainer: Ancelotti

München: Neuer – Rafinha (66. Martínez), Jerome Boateng, Dante, Alaba – Schweinsteiger (74. Thomas Müller), Lahm, Toni Kroos – Robben, Ribery (72. Götze), Mandzukic. – Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Howard Webb (England)

Tore: 1:0 Benzema (19.)

Zuschauer: 79.283

Gelbe Karten: Isco