Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Die Regelhüter des Automobil-Weltverbandes Fia sind hart geblieben. Das Formel-1-Weltmeisterteam von Red Bull ist mit seinem Einspruch gegen die Disqualifikation seines Fahrers Daniel Ricciardo beim Auftaktrennen in Australien gescheitert.

Die Rennkommissare hatten den Zweiten des Rennens aus der Wertung genommen, weil seinem Renault-Motor mehr als die erlaubten 100 Kilometer Benzin pro Stunde zugeführt worden waren. Red Bull hatte dabei ein eigenes Messgerät benutzt, weil es die Messungen der Fia anzweifelte. Nun argumentierte der Weltverband zu Recht, ein Team, selbst das des Weltmeisters, könne sich die Regeln nicht aussuchen.

Sicher ist das Urteil ein erneuter Rückschlag für Red Bull. Doch das wahre Problem liegt woanders. Kaum ein Zuschauer und nicht einmal der technisch begabteste Rennfahrer kann dem komplizierten Regelwerk noch folgen. Niemand hat wirklich verstanden, was Ricciardos Ingenieure falsch gemacht haben sollen. Die technischen Leitlinien der Formel 1 umfassen 90 Seiten, die sportlichen Anweisungen weitere 55. Natürlich ist die Grand-Prix-Serie ein technischer Sport, und wenn sich globale Hersteller engagieren, darf die Aufgabenstellung schon anspruchsvoll sein. Doch wem nützt es, wenn nur noch ein paar Experten verstehen, was während eines Rennens passiert?

Die Formel 1 darf sich nicht selbst ad absurdum führen. Ihre Fans, die schon mit dem Staubsaugergeräusch der neuen Turbomotoren und dem skurrilen Aussehen der neuen Rennwagengeneration fremdeln, könnten sich sonst endgültig abwenden.