Regionalligaspieler gehen gerichtlich gegen ihre Kündigung vor, mit der der Club die Kosten senken will. Doch bei der Vermarktung sind den Amateuren die Hände gebunden

Hamburg. Normalerweise müssten sich die Tischtennisspieler des HSV nur noch damit beschäftigen, wie sie ihre Meisterschaft in der Regionalliga Nord denn feiern möchten. Bei vier Punkten Vorsprung ist ihnen der erste Tabellenplatz und damit der Aufstieg in die neue 3. Liga vor den abschließenden Saisonspielen bei Hertha BSC und den Füchsen Berlin nicht mehr zu nehmen. Tatsächlich aber ist unklar, ob die Mannschaft am Wochenende in der Hauptstadt überhaupt antritt – oder ob sie den Titel kampflos den Füchsen überlassen muss.

Die Entscheidung dürfte an diesem Mittwoch um 15 Uhr im Saal 315 des Landesarbeitsgerichts fallen. Den Gütetermin hat die Regionalligamannschaft erstritten, nachdem der HSV-Vorstand den sechs Spielern Mitte März zum Monatsende gekündigt hatte. Die Tischtennisabteilung zweifelt die Rechtmäßigkeit an: Ein wichtiger Grund für eine außerordentliche Kündigung der bis Saisonende gültigen Verträge sei nicht erkennbar.

Die Beträge, um die es geht, sind vergleichsweise gering. Spieler in der dritthöchsten deutschen Klasse werden üblicherweise wie geringfügig Beschäftigte entlohnt, also mit 450 Euro im Monat, die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Dennoch hat die Saison beim HSV mangels Sponsoren ein Loch in vierstelliger Höhe in den Etat gerissen, zuzüglich einem kleineren Minus aus der Vorsaison. „Deshalb hat der HSV die Reißleine gezogen“, sagt Abteilungsleiter Tammo Hoffhenke.

Das Problem der Tischtennisspieler kennen auch andere Amateursparten beim HSV. Sie werden zwar bis zu einem gewissen Grad vom Hauptverein unterstützt. Doch auf der Suche nach weiteren Förderern sind ihnen oftmals die Hände gebunden, weil der HSV seine Vermarktung exklusiv der Agentur Sportfive übertragen hat. Jeder Sponsorenkontakt, der über das lose Ansprechen hinausgeht, fällt in ihren Zuständigkeitsbereich. Der finanzielle Anreiz freilich ist begrenzt: Üppige Provisionen sind in den kleineren Sportarten nicht zu verdienen. Und die Sponsoren der Fußballprofis legen Wert darauf, dass ihre Konkurrenten nicht anderweitig beim HSV in Erscheinung tritt.

Selbst in der vierten Liga hat das Team keine Zukunft

Der zuständige HSV-Vorstand Oliver Scheel wollte sich mit Rücksicht auf das laufende Gerichtsverfahren nicht äußern. Sollte der HSV nicht zumindest für die Reisekosten aufkommen, will die Mannschaft nicht in Berlin antreten. Dann aber würden Entschädigungs- und Strafzahlungen von mindestens 2000 Euro fällig. Den Aufstieg hat die Mannschaft bereits abgehakt. Die Meldefrist musste man ungenutzt verstreichen lassen, weil unklar war, wie die Gebühr von 1500 Euro finanziert werden sollte – geschweige denn ein Strafgeld von 3500 Euro, sollte die Mannschaft kurzfristig noch zurückgezogen werden. Eine Aufstockung des Etats wäre laut Hoffhenke gar nicht notwendig gewesen: „Die höheren Reise- und Honorarkosten wären dadurch aufgefangen worden, dass man nur noch mit vier statt sechs Spielern antritt.“

So aber ist ein Verbleib des besten Hamburger Herrenteams selbst in der dann viertklassigen Regionalliga unwahrscheinlich geworden. Hoffhenke: „Wir können für die kommende Saison nach derzeitigem Stand keine Gehälter mehr auszahlen.“