Beim Handball-Länderpokal am Wochenende in Buxtehude messen sich die Talente aus Deutschland

Buxtehude. Lone Fischer weiß noch gut, wie es sich angefühlt hat damals in Bad Wildungen. Schon dabei sein zu dürfen sei „das Highlight überhaupt“ gewesen. Und dass sie am Ende mit der schleswig-holsteinischen Auswahl dann den Jugendländerpokal sogar mitnehmen durfte, sei auch zehn Jahre danach noch „ein bemerkenswerter Moment meiner Handballkarriere. Es war ja mein erster großer Titel.“

Inzwischen ist Fischer 25, spielt für den Buxtehuder SV in der Bundesliga auf Linksaußen und gehört zum Kader der Nationalmannschaft. Aber wer weiß, ob es genauso gekommen wäre, hätte sie damals nicht mitgespielt? „Der Länderpokal ist für viele Spielerinnen ein Sprungbrett in den Erwachsenenbereich“, sagt Fischer, „da kann man sich zeigen.“ Sie selbst wird auch genau hinsehen an diesem Wochenende, wenn in Buxtehude und Horneburg die besten deutschen Nachwuchsspielerinnen des Jahrgangs 1998 mit acht Landesauswahlmannschaften antreten.

Erstmals in der 17-jährigen Geschichte des Turniers tritt der Hamburger Verband als Ausrichter der Endrunde auf. „Für uns ist das ein wichtiger Schritt, um uns als Standort gerade im weiblichen Jugendbereich zu profilieren“, sagt Rolf Reincke, Vorsitzender des HHV und Vizepräsident des Deutschen Handballbundes. Er würde es gern sehen, wenn man die Kräfte künftig am Olympiastützpunkt in Dulsberg bündeln könnte. Dass dort einmal ein Leistungszentrum entstehen soll, sei von der Politik ja versprochen worden.

Anders als bei den männlichen Auswahlspielern, die praktisch alle für den HSV Hamburg aktiv sind, ist es für Landestrainer Adrian Wagner nämlich nicht leicht, den Überblick über seine besten Nachwuchsspielerinnen zu behalten. Sie verteilen sich auf sechs Vereine von Buxtehude bis Elmshorn. Verglichen mit einem Flächenland sind das zwar noch kurze Wege, doch der Vorteil eines Stadtstaats wie Hamburg werde durch das Ganztagsschulsystem aufgezehrt. „Es ist schon eine Herausforderung, die Spielerinnen an einem Schultag noch zusammenzubekommen“, sagt der frühere Nationalspieler Wagner, 35.

Mit dem Länderpokal allerdings endet für sie die Nachwuchsförderung durch den Verband. Danach ist es an den Vereinen, für den Anschluss an den Erwachsenenbereich zu sorgen. In Buxtehude scheint das am besten zu gelingen. Jahr für Jahr schaffen Talente den Sprung ins Bundesligateam. Die A-Jugend hat sich für die Endrunde um die deutsche Meisterschaft qualifiziert. Sie stellt auch den Kern der Landesauswahl, von der Wagner sagt, dass sie „auf jeder Position super besetzt ist. Mit der Mannschaft ist alles drin.“

Einfach nur mitzuspielen, das ist auch Emily Bölk zu wenig: „Wir haben schon das Ziel, etwas zu reißen.“ Das sei im vergangenen Jahr noch anders gewesen, als man schon froh gewesen sei, überhaupt dabei zu sein, und am Ende Dritter wurde. Emily, Tochter der früheren Buxtehuder Nationalspielerin Andrea Bölk, durfte schon damals bei den Großen mitspielen. Ihren eigenen Jahrgang überragt die 15-Jährige nicht nur aufgrund ihrer schieren Körpergröße, sie wird von Fachleuten schon als „Jahrhunderttalent“ gefeiert.

Dass sie es in die Bundesliga schafft, bezweifelt niemand. Die Frage ist eher, wie lange ihr Heimatverein Buxtehude, der am Sonnabend (20 Uhr, Halle Nord) im Nordderby gegen Oldenburg antritt, sie wird halten können. Wie immer beim Länderpokal werden wieder alle ambitionierten Clubs nach Talenten Ausschau halten, auch Bundestrainer Heine Jensen hat sich angekündigt. Buxtehudes Manager Peter Prior sagt: „Die eine oder andere Spielerin werden wir in der Bundesliga und der Nationalmannschaft wiedersehen.“