Bayern München ist zum 24. Mal deutscher Fußballmeister. Am Dienstag sicherte sich der Triple-Gewinner den erneuten Titelgewinn bereits am 27. Spieltag und damit so früh wie keine Mannschaft zuvor in der Bundesliga-Geschichte. Das Revierderby blieb torlos, Wolfsburg und Braunschweig siegten.

Köln/Berlin. Bastian Schweinsteiger und Co. streiften die roten Meister-T-Shirts mit der Nummer 24 über, Pep Guardiola nahm auf der Bank am Mobiltelefon die ersten Glückwünsche entgegen. Auch ohne Bierdusche und Schale feierte der FC Bayern ausgelassen seinen Turbo-Titel. Durch das 3:1 (2:0) beim tapferen Aufsteiger Hertha BSC sicherte sich der Rekordchampion schon am 27. Spieltag den frühesten Meisterschafts-Triumph in 51 Jahren Bundesliga-Geschichte.

„Nach der letzten erfolgreichen Saison haben wir sehr zielstrebig weiter gearbeitet und sind noch früher Meister als im letzten Jahr. Wir sind happy. Wir haben eine Konzentration und ein Momentum, das ist unglaublich“, sagte Sport-Vorstand Matthias Sammer beim Pay-TV-Sender Sky.

Dank der Treffer von Toni Kroos (6. Minute), Mario Götze (14.) und Franck Ribéry (79.) bejubelten die Münchner am Dienstag ihren 24. nationalen Triumph und zum achten Mal hintereinander den Titel auf fremdem Platz. Gegen die Gäste, die die Partie mit sieben deutschen Nationalspielern in der Startelf dominierten, war für die überforderten Berliner auch der zwischenzeitliche Anschlusstreffer von Adrian Ramos per Foulelfmeter (66.) zu wenig.

Thomas Müller heizte den Anhängern in der Kurve per Megafon ein, auch bei der Polonaise auf der Laufbahn verzichteten die Bayern jedoch auf die obligatorische Dusche mit Gerstensaft.

Mit dem zehnten Auswärtssieg nacheinander stellten die seit 52 Ligapartien ungeschlagenen Bayern schon den nächsten Rekord in dieser Über-Saison auf. Nach dem europäischen Supercup und dem Gewinn der Club-Weltmeisterschaft jubelte Star-Coach Guardiola schon über seinen dritten Titel im ersten Jahr beim FCB. Der komplette Kader des Spaniers – auch mit dem Langzeitverletzten Holger Badstuber – durfte den Triumph in der Hauptstadt feiern, erst am Mittwochmittag war der Rückflug per Chartermaschine geplant.

Nach etwas mehr als fünf Minuten war der März-Meistercoup der Münchner bereits so gut wie perfekt. Müller tanzte den überforderten Johannes van den Bergh aus. Die Hereingabe der Bayern-Sturmspitze lenkte Christoph Janker unglücklich vor die Füße von Kroos, der ohne Mühe den Ball durch die Beine des früheren Münchner Keepers Thomas Kraft schob.

Eingepackt in eine graue Hertha-Decke verfolgte Bundestrainer Joachim Löw, wie die Bayern mit dem deutschen Septett von Beginn an keinen Zweifel an ihrer meisterlichen Dominanz ließen. Nur acht Minuten nach der Führung flankte Schweinsteiger maßgenau auf Götze, völlig unbedrängt nutzte der 1,76 Meter große Mittelfeldakteur die Vorlage per Kopf zum 2:0.

Vor der Partie hatte Hertha-Coach Jos Luhukay die Chance, als Partyschreck auftreten zu können, mit zehn Prozent beziffert. Der Niederländer setzte auf eine unkonventionelle Aufstellung mit Janker für den gesperrten Sebastian Langkamp in der Innenverteidigung und Hany Mukhtar bei dessen Startelfdebüt – Luhukays Team bekam jedoch von Beginn an nicht die Spur einer Chance. Bei mehr als 80 Prozent Ballbesitz zermürbten die Bayern die bedauernswerten Herthaner, die dieses Jahr weiter auf den ersten Sieg vor eigenem Publikum warten.

Die große Mehrzahl der 76 197 Zuschauer im Berliner Olympiastadion bejubelte so schon den ersten Eckball für das Heimteam frenetisch (18.). Als kurz danach Herthas Toptorjäger Adrian Ramos die erste halbe Torgelegenheit auf dem Fuß hatte, tobte Guardiola am Spielfeldrand. Ramos stand zwar im Abseits, der Perfektionist Guardiola aber ärgerte sich dennoch über den ersten leichten Anflug von Unkonzentriertheit bei seinen Bayern.

Fast schon leichtfertig verspielten die Münchner zunächst bei aller Überlegenheit ein noch deutlicheres Ergebnis. Zunächst traf Müller nur die Latte (37.), wenig später hob er den Ball neben das leere Tor (44.). Mit einem siegesgewissen Lächeln nahm Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach der Pause wieder auf der Tribüne Platz.

Auch in der zweiten Halbzeit beherrschten die Münchner das Spiel an der Grenze zur Eintönigkeit, nach 54 Minuten setzte Guardiola mit dem Wechsel von Mario Mandzukic für Müller auf einen Angreifer alter Schule. Zudem sollte Franck Ribéry anstelle von Robben für wieder erhöhten Unterhaltungswert sorgen.

Doch Hertha hielt nach der Pause energischer dagegen, stand bei den Aktionen der Gäste nicht nur Spalier. Dennoch hätten Mandzukic, der an Kraft scheiterte (61.), und David Alaba (62.) die Bayern-Führung ausbauen können.

Auch defensiv fehlte den Münchnern die letzte Aufmerksamkeit. Ungestüm stieß Rafinha den 13 Zentimeter großen Ramos um, der Kolumbianer verwandelte den Strafstoß lässig in die Mitte des Tores von Manuel Neuer zu seinem 16. Saisontreffer.

Angestachelt vom Gegentreffer drehten die Bayern noch einmal auf - mit einem Solo narrte Götze die Hertha-Abwehr und passte auf Ribéry, der Franzose lupfte unnachahmbar über Kraft. Damit konnte die Bayern-Party beginnen – einen Spieltag früher als noch im Vorjahr unter Guardiolas Vorgänger Jupp Heynckes.

Torloses Revierderby

In Dortmund dominierte die Borussia die Partie, Schalke durfte sich letztlich bei Schlussmann Ralf Fährmann bedanken, dass der Rückstand auf den zweitplatzierten BVB weiter nur einen Zähler beträgt. Mit Weltklasseparaden gegen Lewandowski und Reus hielt er seine Mannschaft im Spiel (59.).

Wesentlich erfreulicher als das Spiel war das Verhalten der Fans. Bei der Anreise und in der Innenstadt gab es zunächst keine besonderen Vorkommnisse. „Es war alles ganz ruhig. Die Fans sind größtenteils getrennt angereist, es gab nur eine kürzere, etwas hitzige Begegnung auf dem Stadionvorplatz. Aber alles war absolut im Rahmen“, Polizeisprecher Oliver Peiler dem SID. Auch während des Spiels kam es im Stadion zu keinen Ausschreitungen.

In Braunschweig brachte Domi Kumbela (18.) die Löwen gegen zunächst abwartende Mainzer in Führung, Nicolai Müller (20.) antwortete für die Rheinhessen umgehend. Das 2:1 erzielte Havard Nielsen (45.+2). Nach dem Wechsel machte Kumbela (77.) mit einem Fallrückzieher alles klar.

Wolfsburg stellte in Bremen früh die Weichen auf Sieg. Junior Malanda erzielte per Kopf (2.) seinen ersten Bundesliga-Treffer, Ivan Perisic (10.) erhöhte kurz darauf. Sebastian Prödl (16.) nutzte in einer turbulenten Anfangsphase einen Fehler von VfL-Schlussmann Diego Benaglio zum Anschlusstreffer. Maximilian Arnold sorgte in der 80. Minute mit einem fulminanten Distanzschuss für die Entscheidung.