Nach dem 1:6-Debakel im Hinspiel ist das Schalker Aus im Prinzip besiegelt. Nochmal will sich der Bundesligist aber nicht abschießen lassen. Die Chancen stehen gut: Real will zahlreiche Stars schonen.

Madrid. „Das ist keine Kaffeefahrt oder ein Betriebsausflug“, betonte Schalkes Manager Horst Heldt nach der Ankunft in Madrid: „Es ist auch eine Prestigesache, dass wir uns hier gut präsentieren.“ Eine klare Ansage an alle Spieler, die sich möglicherweise ein paar entspannte Tage bei sommerlichen 20 Grad in der spanischen Hauptstadt erhofft hatten.

Aber echte Hoffnung auf ein Wunder im Estadio Santiago Bernabeu und den Einzug ins Viertelfinale gibt es auch nicht. „Nein, ich denke nicht“, sagte Stürmer Klaas-Jan Huntelaar nach dem 1:6-Debakel im Hinspiel. Ohne Träumerei schätzte auch Jens Keller die Chancen als minimal ein. „Wir fangen doch nicht an zu spinnen. Aber wir wollen das Spiel schon seriös angehen und eine gute Leistung zeigen“, sagte der Trainer vor dem Duell mit Spaniens Rekordmeister am Dienstag (20.45 Uhr/Liveticker auf abendblatt.de).

Alle haben geschworen, sich mit Anstand aus der Königsklasse zu verabschieden, in der man bis auf das Debakel gegen Cristiano Ronaldo und Co. konkurrenzfähig war. „Leider hat das 1:6 unsere bis dahin gute Saison in den Hintergrund treten lassen“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes. Umso wichtiger sei es, „dass der letzte Eindruck in diesem Wettbewerb wieder positiver ausfällt für uns und den Verein“. Das betonte auch Huntelaar: „Wir haben in den vergangenen Jahren in der Champions League immer gut mithalten können. In Madrid wollen wir zeigen, dass wir als Mannschaft besser spielen können als in der ersten Partie.“

Für ein Gute-Laune-Treffen frei von jeglichem Druck spricht die gute Form der Kontrahenten. Die Mannschaft von Trainer Carlo Ancelotti ist seit 30 Pflichtspielen (25 Siege) ungeschlagen und festigte am Wochenende mit dem 1:0 beim Bernd-Schuster-Club FC Malaga seine Tabellenführung in der Primera Division. Weil am Wochenende der Clásico gegen den FC Barcelona ansteht, gilt die Partie gegen Schalke bei den Madrilenen eher als lästige Pflichtübung. Nicht zuletzt deshalb wird Ancelotti nur eine ersatzgeschwächte Elf aufbieten und einige Stammspieler schonen. „Mehrere Profis sind erschöpft und müssen sich erholen“, kündigte der Italiener an: „Es wird in der Aufstellung eine Reihe von Änderungen geben.“

Madrid ist total auf Barça fokussiert, für den Bundesliga-Dritten Schalke hat das Heimspiel am Sonnabend gegen Eintracht Braunschweig Priorität. Daher will Keller bei der Auswahl seiner Akteure für das Real-Spiel Vorsicht walten lassen. „Meine größte Sorge ist, dass sich noch ein Spieler verletzt“, sagte Keller. Als erste Kandidaten für eine Pause nannte der Coach Huntelaar, dem die Wade zwickt, und Kevin-Prince Boateng. „Bei den beiden denke ich am ehesten darüber nach, etwas zu ändern. Allerdings haben wir nicht so viele Optionen.“

„Real hat praktisch zwei Topteams“

Laut Heldt habe man die „Verpflichtung und Verantwortung“, sich in Madrid gut zu präsentieren. Doch auch der Manager möchte nicht, „dass sich noch ein weiterer Spieler verletzt und gegen Braunschweig ausfällt“. Man müsse personell „einen guten Mix finden“, betonte Heldt. Selbst wenn das königliche Starensemble in B-Variante aufläuft und die Partie nicht so ernst nimmt, steigen die Chancen des Revierclubs auf ein gutes Ergebnis laut Huntelaar nur unwesentlich.

„Real hat einen Kader, in dem jeder Stammspieler ist. Das sagt nicht viel. Sie haben praktisch zwei Topteams.“ Der Niederländer muss es wissen. 2009 schoss er in 20 Spielen für Real acht Tore, ehe er sein insgesamt unglückliches Intermezzo im Sommer nach einem halben Jahr beendete. „Alle sollten das Spiel in Bernabeu genießen. Denn es schafft nicht jeder, dort einmal zu spielen“, rät Huntelaar den Mitspielern. „Keiner rechnet damit, dass wir weiterkommen. Aber vielleicht gewinnen wir oder spielen unentschieden.“