Formel-1-Weltmeister tauft seinen Rennwagen. Doch der macht vor dem Start in Australien Probleme

Melbourne. Blaue Stellwände versperrten am Mittwoch im Albert Park in Melbourne den Blick in die Box des Weltmeisterteams. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit schraubten und tüftelten die Mechaniker von Red Bull an ihren neuen Autos. Bis zum Saisonstart der Formel 1 am Sonntag beim Großen Preis von Australien (7 Uhr MEZ) können Titelverteidiger Sebastian Vettel, 26, und seine Ingenieure allerdings kaum mehr aufholen, was während der pannenreichen Testtage in Jerez und Bahrain alles schiefgegangen war. An der Motivation des Teams werde es nicht scheitern, sagte Vettel. „Ich glaube, da braucht keiner einen Tritt in den Hintern.“ Immerhin verriet der Weltmeister seiner Mannschaft beim traditionellen Essen in einem edlen Restaurant – auf seine Rechnung –, wie er seinen neuen Rennwagen vom Typ RB10 nennt: „Suzie“ taufte er die Nachfolgerin seines letztjährigen Erfolgsautos „Hungry Heidi“.

Neues Spiel, neues Glück. Nach 112 Tagen Rennpause werden am Freitag erstmals 22 Autos mit neuen Turbomotoren und Energierückgewinnungssystemen, beschnittener Aerodynamik und deutlich weniger Benzin an Bord ausrücken. Der dreimalige Weltmeister Niki Lauda, Aufsichtsratschef des favorisierten Mercedes-Teams mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton, vermutet, „dass in Melbourne das halbe Feld ausfallen wird“. Mercedes-Sportchef Toto Wolff sagte der „Stuttgarter Zeitung“: „Ich denke, wir werden kleine Dramen erleben.“ Vettel setzt auf den Faktor Zeit. „Die vergangenen Jahre waren wir natürlich sehr erfolgsverwöhnt, aber letzten Endes hat die Saison noch gar nicht richtig angefangen“, sagt der Champion. „Bis zum letzten Rennen am 23. November ist es noch lange hin.“ Neben allen technischen Widrigkeiten muss sich Vettel auch an einen neuen Teamgefährten gewöhnen. Der Australier Daniel Ricciardo, 24, ist Nachfolger seines Landsmanns Mark Webber, der für Porsche zu den Sportwagen wechselt, und der erste Partner im Bullen-Stall, der jünger ist. „Ich erwarte einen großen Wettbewerb mit Seb“, lieferte Ricciardo schon mal eine Kampfansage.

Die Unwägbarkeiten könnten dem Fernsehsender RTL nach der eintönigen Vettel-Siegesserie 2013 (5,28 Mio. Zuschauer im Schnitt) wieder höhere Quoten bescheren. „Alles kann anders kommen, als man denkt, das macht die Formel 1 so reizvoll“, sagte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer.