Die neuen Turbomotoren und höchst komplexen Antriebseinheiten scheinen bei Red Bulls Motorpartner Renault noch nicht ausgereift zu sein. Wie es aussieht, gehört Vettel beim Saisonstart an diesem Wochenende in Australien nicht zum Kreis der Favoriten.

Vier Jahre lang haben die Hinterherfahrer der Formel 1 von dieser Situation geträumt: Dauerweltmeister Sebastian Vettel und sein Team des österreichischen Brausefabrikanten Red Bull haben Probleme. Wie es derzeit aussieht, gehört der deutsche Abonnementsieger beim Saisonstart an diesem Wochenende in Australien nicht zum Kreis der Favoriten.

Die neuen Turbomotoren und höchst komplexen Antriebseinheiten scheinen bei Red Bulls Motorpartner Renault noch nicht ausgereift zu sein. Zudem ist Chefdesigner Adrian Newey, ein Extremist am Reißbrett, wieder kompromisslos an die Grenzen des Reglements gegangen. Er hat ein schnelles Auto gebaut, mit dessen Zuverlässigkeit es noch hapert. Eine Formel-1-Weisheit sagt: Um als Erster anzukommen, musst du erst einmal ankommen. Vettels Bolide aber stand an zwölf Testtagen meist an der Box, während die Konkurrenz fleißig Kilometer sammelte, um Kinderkrankheiten der neuen Autos auszusortieren. Die favorisierten Silberpfeile von Mercedes legten bei den Probeläufen eine dreimal so lange Strecke zurück wie das Weltmeisterteam.

Vettels Schwächung ist ein willkommener Nebeneffekt der neuen Formel-1-Regeln. Der Grand-Prix-Wanderzirkus drohte angesichts der Überlegenheit des viermaligen Champions in Langeweile zu versinken. Nun versprechen die Rennen auf einmal wieder Spannung und neue Gesichter.

Auch für Vettel ist es eine neue Situation. Er muss mit unterlegenem Material seine Klasse als Rennfahrer beweisen und die Nörgler widerlegen, die ihm vier Jahre lang nur Vorsprung durch Technik unterstellten.

Doch das reichste Team der Formel 1 hat auch die beste Entwicklungsabteilung. Vettels Gegner sollten die Situation ausnutzen, bevor Red Bull wieder an die Spitze zurückgekehrt ist. Das könnte nämlich schnell gehen.