Europapokal hin, Bundesliga her: Buxtehudes Handballerinnen denken schon an die Pokalendrunde

Hamburg. Am Montagabend beriefen die Handballerinnen des Buxtehuder SV eine Mannschaftssitzung ein. Thoralf Rapsch, der Mentaltrainer, war auch gekommen, und er hatte eine einfache Frage an die Spielerinnen: Welche Ziele sie für die verbleibende Saison denn noch hätten. Die Frage lag nahe. Zwei Tage zuvor hatte der BSV im Europapokal der Pokalsieger beim russischen Vizemeister Rostow am Don eine 24:37-Klatsche bezogen. Da braucht man nicht mehr groß über die Chance zu spekulieren, beim Rückspiel an diesem Sonnabend (16 Uhr, Halle Nord) noch das Halbfinale zu erreichen. Tja, und in der Bundesliga? Da hat die neu eingeführte Meisterrunde der besten sechs Teams der Hauptrunde zwar gerade erst begonnen, aber spätestens nach der 23:25-Heimniederlage der Buxtehuderinnen am Mittwoch gegen den Thüringer HC ist Handball-Deutschland klar, dass der BSV nicht nur gegen den alten, sondern auch gegen den neuen deutschen Meister verloren hatte. Nicht einmal ein Europapokalplatz steht noch auf dem Spiel – Buxtehude wäre wohl auch als Sechster noch qualifiziert. Bliebe noch das Final Four. Die Pokalendrunde wird Ende April in Leipzig ausgespielt, aber schon jetzt schwirrt den Buxtehuderinnen das Halbfinale gegen den Gastgeber im Kopf herum. Um die Gedanken zu sortieren, teilte Rapsch die Mannschaft in Dreiergruppen ein. Im kleinen Kreis sollen sich die Spielerinnen künftig wechselseitig befragen, was sie für das große Ziel, den ersten nationalen Titel der Vereinsgeschichte, getan haben. „Wir haben bis dahin noch sieben Wochen und fünf Spiele auf hohem Niveau“, sagt Trainer Dirk Leun, „diese Zeit müssen wir nutzen.“ Jeder Tag müsse von der Aufgabenstellung geleitet sein, wie man den Favoriten Leipzig vor dessen Fans besiegen kann.

So wie am Mittwoch jedenfalls nicht. Da habe die Abwehr zwar hervorragend gestanden, was 25 Gegentore hinreichend belegen – so wenige erlaubte dem ungeschlagenen Tabellenführer in der ganzen Saison keine Mannschaft. Trotzdem sprach Leun, von einem grippalen Infekt geschwächt, hinterher röchelnd von einer „verpassten Chance: Wir haben in der Anfangsphase aus dem Rückraum schwach geworfen und einige hundertprozentige Chancen liegen lassen“. Von dem frühen 1:6-Rückstand erholte sich seine Mannschaft dann nicht mehr. Einfach mal lockerzulassen, das will Leun nicht mehr zugestehen. Auch nicht an dem trainingsfreien Abend, den er seinen Spielerinnen nun einmal pro Woche gewährt: „Das sollten alle als Gelegenheit begreifen, um zum Beispiel einen Physiotherapie-Termin wahrzunehmen.“

Das Spiel gegen Rostow sieht der Trainer dann auch vor allem als Vorbereitung auf das Final Four. Rostow werde zwar angesichts des Vorsprungs wohl nicht mit der letzten Motivation in das Spiel gehen. Aber auf ein legendäres Handballspiel wie im Achtelfinale, als seine Mannschaft gegen Erd (Ungarn) einen Neuntorerückstand noch umbog, sei bei der Klasse des Gegners nicht zu hoffen.

„Unser Ziel ist es, den schwachen Eindruck aus dem Hinspiel zu korrigieren“, sagt Leun. Da die neu verpflichtete Lena Zelmel im Europapokal nicht spielen darf, könnte Melissa Luschnat exakt zwei Monate nach ihrem Fußbruch ihr Comeback auf Linksaußen geben.