Zum deutschen WM-Duell gibt das Abendblatt einen Überblick über die nationale Boxszene

Hamburg. Der Zusammenbruch der Weltmeisterschmiede Universum – der Hamburger Profistall musste im November 2012 Insolvenz anmelden – hat die deutsche Berufsboxszene ausgedünnt. Dennoch gibt es weiterhin eine Reihe herausragender Boxer in Deutschland. In den Ranglisten der vier bedeutenden Weltverbände World Boxing Association (WBA), World Boxing Organisation (WBO), World Boxing Council (WBC) und International Boxing Federation (IBF), die sich auf 17 Klassen von Minimumgewicht (bis 47,6 Kilogramm) bis Schwergewicht (über 90,7 Kilo) erstrecken, finden sich neben Arthur Abraham, der in Magdeburg den WBO-Titel im Supermittelgewicht (bis 76,2 Kilo) zurückeroberte, vier weitere deutsche Weltmeister.

Im Cruisergewicht (bis 90,7 Kilo) sind die Titel von IBF (Yoan Pablo Hernandez, 29) und WBO (Marco Huck, 29) an zwei Boxer des Berliner Sauerland-Teams vergeben. Auch im Halbschwergewicht (bis 79,4 Kilo) ist mit Jürgen Brähmer, 35, ein Sauerland-Kämpfer WBA-Weltmeister. Dazu kommt im Mittelgewicht (bis 72,6 Kilo) der Kölner Felix Sturm, 35, der sich seit seiner Trennung von Universum im Jahr 2010 in Eigenregie vermarktet und den Titel der IBF hält.

Beim Blick auf die Ranglisten fällt auf, dass Deutschland in allen elf Klassen unterhalb des Superweltergewichts (bis 69,3 Kilo) in keiner Rangliste unter den besten 15 vertreten ist. Insgesamt sind neben den fünf Champions elf weitere deutsche Boxer in den Top 15 der vier Weltverbände gelistet, darunter im Supermittelgewicht der ehemalige Hamburger WBA-Champion Dimitri Sartison, der seit Monaten ohne Promoter ist, und die Hamburger Jack Culcay (Sauerland-Team, Superweltergewicht) und Hamid Rahimi (selbstständig, Mittelgewicht), die in diesem Jahr WM-Chancen erhalten könnten.

In der Königsklasse Schwergewicht, die von dem in Hamburg lebenden ukrainischen Dreifachweltmeister Wladimir Klitschko überstrahlt wird, finden sich mit dem Hamburger Alexander Dimitrenko (Rang 14 der IBF) und dem Kölner Manuel Charr (Rang sechs beim WBC) nur noch zwei Deutsche im erweiterten Kreis der Weltspitze. Am besten besetzt ist derzeit aus nationaler Sicht das Halbschwergewicht, wo mit Karo Murat, Eduard Gutknecht (beide kürzlich bei Sauerland entlassen), Robert Woge (Sauerland), Robin Krasniqi und Dominic Bösel (beide SES) gleich fünf Deutsche gelistet sind.

Als größte Zukunftshoffnungen gelten die Sauerland-Kämpfer Noel Gevor (23, Cruiser), Enrico Kölling (24, Halbschwer) und Tyron Zeuge (21, Supermittel). Und auch ein Blick ins Lager der olympischen Boxer, die in der Weltliga WSB mittlerweile auch als Halbprofis antreten, lohnt sich. Dort stehen mit Rayko Löwe, Stefan Härtel, Artur Bril, Robert Harutyunyan oder Erik Pfeifer vielversprechende Talente vor dem Durchbruch.