Sotschi. Nach ihrem Silbercoup holten die deutschen Biathleten das ganze Team für ein letztes gemeinsames Foto zusammen. Beim versöhnlichen Olympiaabschluss wollte die Staffel alle Helfer, Techniker und Trainer ganz nah dabei haben. Für einen kurzen Moment waren der Dopingfall von Evi Sachenbacher-Stehle und das medaillenlose Desaster der Frauen vergessen – und der sollte festgehalten werden.

Die Skijäger demonstrierten trotz der schlechtesten Bilanz ihrer Geschichte bei Winterspielen Geschlossenheit. Oder gerade deswegen? „Die Silbermedaille war Balsam auf unsere geschundene Seele“, sagte Männer-Bundestrainer Mark Kirchner. Erik Lesser, Daniel Böhm, Arnd Peiffer und Simon Schempp verpassten Gold, das in Russland blieb, zwar nur um 3,5 Sekunden, Ärger über die vergebene Chance war jedoch weit und breit nicht zu vernehmen. „Es ist einfach ein Traum, dass wir diese Medaille noch bekommen haben“, sagte Schlussläufer Schempp.

Die Stimmung bei den Männern war gelöst, bei den Frauen sah das ganz anders aus. In Sotschi reichte es nicht einmal in der Staffel zu einem Top-Ten-Platz. Das Team liegt spätestens nach dem Schock des Dopingfalls am Boden. „Wir werden zwei bis drei Jahre brauchen, um wieder eine starke Mannschaft zu formieren. Uns geht ein wenig die Luft aus“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang, der nach der Saison genau wie Männertrainer Fritz Fischer zurücktreten wird.

Sachenbacher-Stehle droht nun eine Sperre, Altmeisterin Andrea Henkel hört nach der Saison wie geplant auf. Ob Miriam Gössner nach ihrer schweren Rückenverletzung in alter Stärke zurückkehren wird, ist offen. Für Laura Dahlmeier und Franziska Preuß war Olympia eine Nummer zu groß. „In der nächsten Zeit wird es nicht einfach im deutschen Frauen-Biathlon“, sagte Müssiggang. „Es haben sich einfach nicht die Athleten entwickelt, die nötig sind, um ganz vorne mitzumischen. Wir müssen nun im Nachwuchs auf die Suche gehen und herausfinden, wer in der Lage ist, den enorm hohen Ansprüchen gerecht zu werden.“