Die deutschen Snowboarderinnen können bei den Parallelrennen mit Medaillen rechnen

Sotschi. Die großen Hoffnungsträgerinnen sind blond, lachen verschmitzt und erzählen amüsante Geschichten von Ausflügen aufs Surfbrett. Die Snowboarderinnen Anke Karstens, Selina Jörg, Isabella Laböck und Amelie Kober sitzen auf dem Podest im Deutschen Haus und strahlen Zuversicht für ihre Slalomrennen aus. „Wir sind ja nicht da, um Tourismus zu betreiben“, sagt Kober und erntet Kopfnicken.

Die vier brauchen diesen Optimismus. Sie sind die Hoffnungsträgerinnen des deutschen Snowboard-Verbands, der drei Medaillen einfahren möchte. Und irgendwie auch für das gesamte deutsche Team, dem am Ende der zweiten Olympiawoche die Medaillenchancen ausgehen. Die besten Aussichten auf Edelmetall darf sich Laböck ausrechnen. Bei der Weltmeisterin im Parallelriesenslalom zeigt die Formkurve nach durchwachsener Saison wieder nach oben. „Ich fahre nicht her und bin mit einer Top-Ten-Platzierung zufrieden“, sagt die Bayerin aus Prien am Chiemsee: „Mein Anspruch ist, dass ich eine Medaille holen kann und möchte.“

Laböck scheint gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen zu haben. Nach enttäuschenden Ergebnissen zu Saisonbeginn hatte sie sich erst Mitte Januar als Sechste beim zweiten Parallelslalom im österreichischen Bad Gastein qualifiziert – es war die vorletzte Chance.

Vom Druck befreit hat sich Kollegin Kober längst. Die Miesbacherin, Mutter eines dreijährigen Sohnes, sagt selbst, mit den Silbermedaillen bei Olympia 2006 in Turin und bei der WM 2007 sowie zwei dritten Plätzen bei der WM 2013 habe sie „ihre sportlichen Ziele schon irgendwie erreicht“.

Was nicht heißen soll, dass sie die Wettkämpfe in Sotschi unambitioniert angeht, zumal sie beim Weltcup hier den zweiten Platz belegt hatte: Es sei nur schwer, den Erfolg zu planen, „Olympia hat seine eigenen Gesetze. Aber ich glaube, dass jeder in Sotschi den Traum von einer Medaille hat – so wie ich auch.“

Auch Karstens und Jörg gehen mit einigem Optimismus in die Wettkämpfe. „2010 war ich Fünfte und damit acht Plätze besser als im besten Weltcup“, sagt Karstens und lacht – dieses Jahr war ihre beste Platzierung ein neunter Rang. So oder so wolle sie „so gut fahren, wie ich kann“. Die Sonthofenerin Jörg hat vor, die Chance Sotschi für eine kleine Revanche zu nutzen. In Vancouver war sie undankbare Vierte geworden. „Das war toll, aber ich habe mich ziemlich geärgert“, sagt die 26-Jährige.

Für die drei deutschen Männer Stefan Baumeister (Aising-Pang), Patrick Bussler (Aschheim) und Alexander Bergmann (Bischofswiesen) bleiben neben den vier blonden Mädels wohl nur Nebenrollen übrig. „Ich will meinen Spaß haben“, sagt Bergmann, Baumeister will „einfach fahren wie im Training“ und Bussler hofft, von seiner „größeren Konstanz profitieren zu können“. Eine Medaille wäre allerdings eine Überraschung, auch wenn Bergmann vier Wochen vor den Spielen sensationell beim Weltcup im österreichischen Bad Gastein den ersten von zwei Parallelslaloms gewann.