Sotschi. Es war Muttertag, unten in Sotschi. Ein großer Sponsor hatte zu einem Termin geladen, vorne auf der Bühne saßen drei Frauen. Zwei von ihnen haben Söhne, die bei diesen Winterspielen bereits Medaillen gewonnen haben. Angelika Schlierenzauer, deren Gregor Teamsilber mit den österreichischen Skispringern geholt hatte. Christine Cologna, Mutter des Schweizer Langläufers und Doppelolympiasiegers Dario. Ganz links saß eine Frau, die selbst zweimal Gold holte und deren Sohn gerne selbst mit einer Medaille aus Sotschi heimkommen würde. Rosi Mittermaier, die Mutter von Felix Neureuther. Doch ob der Traum des Kindes in Erfüllung geht, scheint von Tag zu Tag fraglicher. „Ob der Felix startet oder nicht, ist mir als Mutter wurscht“, sagte Rosi Mittermaier am Rande des Termins. „Als Mutter ist mir wichtig, dass der Bub wieder g’sund wird. Aber natürlich leide ich fürchterlich mit meinem Sohn.“

Felix Neureuther verzichtete am Dienstag darauf, sich auf Skier zu stellen. Am Montag hatte er den zweiten Trainingslauf wegen eines stechenden Schmerzes im Nacken abbrechen müssen. Es waren die Folgen des Autounfalls vom vergangenen Freitag, als er auf der Fahrt zum Flughafen in eine Leitplanke krachte. Statt eines weiteren Schneetrainings ließ er sich am Dienstag von den Physiotherapeuten behandeln, setzte sich mittags auf einen Fahrradergometer. Am Nachmittag unterzog er sich noch einem Belastungstest. Die Entscheidung, ob er an diesem Mittwoch im Riesenslalom startet, wollte er erst am Mittwoch früh treffen.

„Es ging heute ganz gut“, sagte Alpin-Chef Wolfgang Maier, „die Behandlungen und Medikamente haben nachgewirkt. Aber man muss einfach abwarten.“ Ähnlich sah das Rosi Mittermaier bei der PR-Veranstaltung direkt an der Schwarzmeerküste. „Er war in einer so tollen Form, hat so unglaublich viel trainiert dafür. Und plötzlich geht es von 100 auf null.“ Sie telefonieren jeden Tag, erst am Montagabend rief Felix Neureuther auf dem Handy seines Vaters an, die Eltern saßen gerade in der Gondel, auf dem Weg zum Mannschaftsskispringen.

Nach dem Sponsortermin am Dienstag gab es noch ein Mittagessen für die Athletenmütter, Lachs mit gerösteter Roter Bete auf Rucola und Käsekuchen. Rosi Mittermaier nahm Platz und sagte ganz entspannt: „Es ist doch nur ein Skirennen.“ Ein bedeutendes, weil olympisches. Aber mehr dann eben doch nicht.