Evi Sachenbacher-Stehle Vierte im Massenstartrennen. Letzter Einzelstart der Männer am Dienstag

Sotschi. Als sich der Nebel in den Bergen von Krasnaja Poljana gelichtet hatte, behielt auch Evi Sachenbacher-Stehle endlich den Durchblick. Fehlerfrei am Schießstand und schnell in der Loipe, verpasste die ehemalige Skilangläuferin im Massenstartrennen der Biathletinnen über 12,5 Kilometer nur um eine Sekunde die Bronzemedaille. Mit dem vierten Platz bescherte sie den in Sotschi so leidgeprüften deutschen Frauen immerhin den ersten Top-Ten-Platz bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi.

Im Zielsprint musste sich die 33-Jährige aus Reit im Winkl knapp der zehn Jahre jüngeren Norwegerin Tiril Eckhoff geschlagen geben. „Mannometer! Da schieße ich schon einmal null“, ärgerte sich Sachenbacher-Stehle, die erst zum zweiten Massenstartrennen antrat und ihr bestes Ergebnis in einem Biathlonrennen erzielte.

„Auf der letzten Runde habe ich mir gedacht: ‚Renn, renn, renn‘, aber mir hat der letzte Punch gefehlt“, sagte die Langlaufstaffel-Olympiasiegerin von 2002 und 2010, die erst vor zwei Jahren den Umstieg vom Langlauf zu den Skijägerinnen gewagt hatte. „Evi hatte schon im Einzel nachgewiesen, dass sie gut drauf ist“, sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig in der ARD. „Heute hat sie das durchgezogen, und das in ihrem zweiten Jahr als Biathletin. Das ist gigantisch.“ Er riet seiner Athletin: „Sie sollte der Medaille nicht nachtrauern. Sie hat nicht Bronze verloren, sondern den vierten Platz gewonnen.“

Darja Domratschewa gewann trotz eines Schießfehlers ihr drittes Gold in Sotschi – als erste Biathletin der olympischen Geschichte. Die Weißrussin hatte zuvor bereits in der Verfolgung und im Einzelrennen über 15 Kilometer triumphiert. Silber ging an die Tschechin Gabriela Soukalova, die ebenfalls eine Scheibe verfehlte und 20,2 Sekunden zurücklag. Sachenbacher-Stehle fehlten 28,3 Sekunden auf die Siegerin.

Enttäuschend verlief das letzte Einzelrennen für die achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel. Die 36-Jährige aus Großbreitenbach verfehlte nur eine Scheibe, war in der aufgeweichten Loipe allerdings chancenlos und kam mit 1:53,6 Minuten Rückstand auf Platz 18 ins Ziel. Die zweimalige Olympiasiegerin tröstete Sachenbacher-Stehle: „Tiril Eckhoff ist keine Laufkundschaft. Gegen sie habe ich auf der Schlussrunde auch noch nicht gewonnen.“ Als „frustrierend“ bezeichnete Henkel ihre eigenen Auftritte in Sotschi: „Ich bin nicht bei 100 Prozent, es reicht nicht für die Weltspitze.“ Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld) schoss drei Fehler und kam fast vier Minuten zurück als 29. ins Ziel. Juniorin Franziska Preuß (Haag) hatte verzichtet, um sich für die Staffel am Freitag zu schonen.

Sachenbacher-Stehle hatte sich von der stundenlangen Hängepartie in den Bergen von Krasnaja Poljana nicht aus der Ruhe bringen lassen. Während das Massenstartrennen der Männer wegen Nebels erneut um einen Tag auf diesen Dienstag (11.30 Uhr deutscher Zeit) verschoben wurde, mussten auch die Frauen um ihr Rennen bangen. Erst am späten Nachmittag verzog sich der Dunst.

„Die Absage des Männerrennens war die richtige Entscheidung“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang. „Bei Olympischen Spielen sollen in jedem Wettkampf reguläre Bedingungen herrschen. Wenn man die Scheiben aber nicht genau sehen kann, ist das einfach nicht mehr gegeben.“ Im letzten Einzelrennen der Winterspiele kämpfen Erik Lesser (Frankenhain), Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) und Simon Schempp (Uhingen) um die zweite Männer-Medaille.