Ein Start im Riesenslalom scheint ausgeschlossen, leise Hoffnung für den Slalom

Sotschi. Die Piste am „Rosa Peak“ war weich und die Sicht wegen Nebels miserabel, als Felix Neureuther eine Spurrille erwischte, die seinen Traum von Olympia wohl endgültig zerstörte. Eine ruckartige Bewegung, ein stechender Schmerz im Nackenbereich, es ging nichts mehr. Das Schleudertrauma, das Neureuther bei seinem Autounfall am vergangenen Freitag erlitten hatte, war „reaktiviert“ worden. Zwei Tage vor seinem geplanten ersten Rennen in Sotschi musste er deshalb am Montag sein erstes Training in Rosa Chutor abbrechen. Sein Start bei den Spielen scheint nahezu ausgeschlossen.

„Das ist natürlich ein Rückschlag, aber ich werde alles dafür tun, möglichst schnell wieder gesund zu werden“, sagte Neureuther. Immerhin, die gute Nachricht nach dem Rückschlag war: Neuerliche Verletzungen an Hals- und Brustwirbelsäule konnten ausgeschlossen werden. Auf das Training am Dienstag will er dennoch verzichten. Ob er am Mittwoch in den Riesenslalom geht, soll unmittelbar vor dem Rennen entschieden werden. Mit Aksel Lund Svindal (Norwegen) reiste ein weiterer Medaillenkandidat wegen Formschwäche am Montag ab.

Am Sonntagabend hatte sich Neureuther in Sotschi noch als begnadeter Entertainer präsentiert. Es sieht aber so aus, als bliebe dies sein einziger großer Auftritt bei Olympia 2014. „Unter diesen Umständen sind die Chancen auf einen Start nicht besonders hoch“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier nach dem abgebrochenen Training. Maier sprach nur vom Riesenslalom, für den Neureuther als aussichtsreicher Außenseiter gehandelt worden war. Für das Rennen in Neureuthers Spezialdisziplin Slalom am Sonnabend „werden wir alles versuchen, um ihm wenigstens eine Chance auf einen Start zu ermöglichen“, meinte Maier. Er klang dabei wenig optimistisch.

Eingemummelt in einen dicken Schal und mit hängendem Kopf verließ Neureuther den Trainingshang in Rosa Chutor, er begab sich sofort wieder bei seinem Physiotherapeuten Martin Auracher in Behandlung. „Ich bin bei unserer medizinischen Abteilung in besten Händen“, sagte er. In Sotschi sollte der 29-Jährige als erster Deutscher seit Markus Wasmeier 1994 wieder eine Alpinmedaille gewinnen. Und jetzt? Auf „Biegen und Brechen“ wolle er nicht starten, hatte Neureuther am Sonntag noch gesagt. Es sieht so aus, als müsste die Brechstange tatsächlich im Werkzeugkoffer bleiben.