Der Snowboarder geht als Geheimfavorit in die Cross-Entscheidung.

Hamburg. Wenn am Montag um 11.16 Uhr im Snowboardcross-Finale die Startklappen fallen, will Konstantin Schad unbedingt dabei sein. Und der Geheimfavorit will ganz cool neben seinen fünf Konkurrenten stehen – und vor sich hin grinsen. In seinem Kopfkino laufen dann Bilder von seinem Lieblingsurlaub: vom Waikiki Beach mit dem dazugehörigen Easy-going-Lebensgefühl. „Ich bin beim Start ganz oft auf Hawaii und nicht im Gate“, sagt der 26-Jährige aus Fischbachau in Bayern.

Snowboarder sind eh etwas anders, könnte man meinen, alle beste Freunde und nicht so verbissen wie die Skifahrer. Doch der „Konsti“, wie er sich bei Twitter nennt, kennt den Druck eines Athleten sehr wohl: „Bei meinen ersten Olympischen Spielen 2010 war ich in der Qualifikation das reinste Nervenbündel. Ich hatte sogar Augenzucken.“ Snowboardcross ist eine Disziplin mit Taktik und Psychospielchen. Man muss wahnsinnig schnell reagieren, wenn alle sechs Boarder losschießen, sonst wird es auf der Piste drängelig.

Der hibbelige „Konsti“ wurde damals in Vancouver nur 33. Heute sitzt ein tiefenentspannter und erfolgreicherer Konstantin Schad vor einem. Was ist da passiert? Der stolze Oberbayer hat im norddeutschen Reinbek zu neuer Gelassenheit gefunden: bei Erfolgscoach und Entspannungstrainer Ekkehard R. Neumann, 55. „Es ist kein klassisches Mentaltraining, sondern es geht viel tiefer. Ins Unterbewusstsein“, beschreibt Schad die Methoden. „Auf der körperlichen Ebene sind es vor allem Massagen. Manchmal gehen wir auch einfach im Wald spazieren.“

Der Kontakt entstand im Sommer 2013 über seinen Hamburger Manager Thomas Lötz. Schad ist sich sicher, dass es ihn besser gemacht hat: „Ich hatte gleich ein anderes Körpergefühl.“ Er ist derzeit in der Form seines Lebens. Mit seinem Sotschi-Zimmerpartner Paul Berg gewann er im Dezember das Teamevent im österreichischen Schruns. Das war sein zweiter Weltcupsieg. Bei den X-Games im Januar in Aspen (USA), der Olympiageneralprobe, musste er sich erst im Fotofinish geschlagen geben.

Neumann betreute auch schon Schwedens Schwimmstar Therese Alshammar und den früheren St.-Pauli-Torwart Benedikt Pliquett. Sein zentraler Begriff ist „Gelassenheit“. Der gebürtige Vierländer reiste 30 Jahre durch die Welt. „Ich habe mir aus den verschiedenen Kulturen das Beste herausgesucht, etwa aus der chinesischen Medizin und dem indischen Ayurveda.“

Aber natürlich hat Schad auch noch vieles andere trainiert in seiner Wahlheimat München: im Sommer auf Surf- und Skateboard, im Kraftraum und sogar in der Turnhalle. Das Studium, Internationales Management in Ansbach, stellte der Sportsoldat hinten an.

Schad hat alles ausgerichtet auf diesen Montag, den Tag X mit den Vorläufen und dem Finale. Deshalb erlebten ihn Mutter Nicole, Bruder Kilian und Freundin Ragnhild zuletzt manchmal etwas „weltfremd“, wie er selbst sagt. Die drei werden in Sotschi am Berg mitfiebern. Dann, wenn „Konsti“ grinst. Hawaii im Hinterkopf.