Vesper und Hörmann sprechen Machtwort, um Lage zu befrieden

Sotschi. Am Freitag hatten die höchsten Spitzen des deutschen Sports die Nase endgültig voll. Die andauernden Zickereien im deutschen Eisschnelllaufteam gingen ihnen auf die Nerven: Stephanie Beckert gegen Claudia Pechstein und dann noch Claudia Pechstein gegen die längst nicht mehr aktive Anni Friesinger-Postma. Schließlich schritt Michael Vesper, der Chef de Mission des deutschen Olympiateams, als Mediator ein, und DOSB-Präsident Alfons Hörmann sprach ein Machtwort: „Es gibt eine einfache Lösungsmöglichkeit. Und zwar, indem sich jeder auf seinen Job konzentriert.“

Gerd Heinze, der eigentlich für den Teamfrieden zuständige Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), hatte sich am wettkampffreien Freitag zu einem Ausflug in die Bergregion abgesetzt.

Vesper hatte sich nach DESG-Auskunft aus eigenem Antrieb eingeschaltet und „sehr gute Gespräche“ mit beiden Athletinnen geführt. Man habe sich darauf verständigt, die Grabenkämpfe zumindest für die Zeit der Winterspiele beizulegen. Die DESG allein war mit der Situation anscheinend überfordert.

Eigentlich schienen sich Pechstein und Beckert am Schwarzen Meer aus dem Weg zu gehen, der Kontakt beschränkte sich auf vereinzelte gemeinsame Trainingseinheiten. Doch scharfe Kritik von Friesinger-Postma an Pechstein brachte den Streit erneut ins Rollen. Die dreimalige Olympiasiegerin sprach unter anderem von „Mobbing“ gegen Beckert. Die als sensibel geltende Erfurterin griff die Aussagen auf und bemängelte fehlende Unterstützung durch den Verband – der wies die Vorwürfe zurück.

Hörmann hat auch die dreimalige Olympiasiegerin Friesinger-Postma attackiert: „Es gibt nichts Schlimmeres als Ex-Athleten, die sich als Besserwisser aufspielen.“ Dass zur vorläufigen Befriedung die DOSB-Spitze eingreifen musste, lässt jedoch tief blicken. „Ich finde es gut, dass sich Michael Vesper eingeschaltet hat. Hoffentlich können wir uns jetzt auf den Sport konzentrieren“, sagte Chef-Bundestrainer Markus Eicher. Nach Ansicht von DESG-Teamleiter Helge Jasch sind die Fronten vorerst geklärt. „Es ist Ruhe in der Mannschaft, darum ging es“, sagte Jasch.

Pechstein will sich nun nur noch auf ihre voraussichtlich letzten olympischen Rennen am Sonntag (1500 m) und am kommenden Mittwoch (5000 m) konzentrieren, fühlt sich aber auch durch die ständigen Dopingkontrollen genervt. Seit ihrer Ankunft in Sotschi sei sie bereits neunmal kontrolliert worden, behauptete Pechstein. Insgesamt fünfmal wurde ihr im olympischen Dorf und der Adler-Arena Blut abgenommen, viermal wurde ihr Urin analysiert. „Ich bin so oft getestet worden wie kein anderer Athlet auf der Welt. Alle Proben waren sauber. Das wird auch bei der 1000. Kontrolle nicht anders sein“, sagte die fünfmalige Olympiasiegerin.