Sotschi. Ein neuer Zickenzoff mit Anni Friesinger-Postma hat Claudia Pechstein gerade noch gefehlt. Kaum hatte die 41 Jahre alte Pechstein ihren leichten Schwächeanfall vor Olympia bestätigt, wurde die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin auch noch mit der verbalen Breitseite ihrer langjährigen Erzrivalin konfrontiert. Aus dem Ruhestand heraus stellte Friesinger-Postma eine kritische Ferndiagnose zum vierten Platz der Berlinerin über 3000 Meter. „Vielleicht war es jetzt selbst für Claudia zu viel – aber wenn, dann hat sie das selbst zu verantworten, dann ist das ihre eigene Schuld“, stichelte die dreimalige Olympiasiegerin in ihrer Online-Kolumne für die „Welt“.

Dass Pechstein das Rennen untypischerweise zu forsch angegangen sei, war noch das Geringste. Viel schwerer wiegen die Vorwürfe des Mobbings und der Vorzugsbehandlung durch die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG). „Wenn solch eine große Unruhe im Vorfeld herrscht wie um Claudia, kostet das die deutsche Mannschaft Energie“, schrieb Friesinger-Postma. Sie nahm auch Pechsteins Lebensgefährten Matthias Große ins Visier. Dass der vom Deutschen Olympischen Sportbund eine Akkreditierung erhielt, habe bei vielen Athleten und Betreuern für Verwunderung und Unmut gesorgt.

Der DESG warf Friesinger-Postma vor, Pechstein gewähren zu lassen und in Kauf zu nehmen, „dass junge und sensible Talente wie Stephanie Beckert an dieser forschen Art zerbrechen.“ Deren schwache Form liege „auch am Mobbing und an der engstirnigen Zusammenarbeit des eigenen Verbandes und seines Lieblingsschützlings.“

Pechstein war sauer, verzichtete aber auf eine allzu heftige Retourkutsche: „Wer ist Anni Friesinger? Und in welchem Lauf ist sie hier gestartet? Ich konzentriere mich hier nur auf Olympia.“ Unterdessen bestätigte die Berlinerin, sie habe eine Woche vor ihrem Auftaktrennen in einer Klinik von Sotschi einen kleinen Schwächeanfall erlitten. „Ich hatte Probleme mit den Blutwerten und wollte das checken lassen. Die Krankenschwester konnte aber nicht so gut Blut abnehmen, da ist mir nicht so wohl gewesen.“

Pechstein hatte durch eine Sperre wegen erhöhter Blutwerte die Spiele 2010 in Vancouver verpasst.