Norwegische Skilangläuferinnen siegen für ihre Teamkollegin

Sotschi. Olympiasiege sind eigentlich ein Grund zum Feiern. Doch nach unbeschwerter Freude war Marit Björgen nach ihrem Erfolg im Skiathlon nicht zumute. Das Familiendrama ihrer Teamkollegin Astrid Jacobsen, die am Freitag die schockierende Nachricht vom Tod ihres Bruders und Trainingspartners erhalten hatte, beschäftigte alle in der norwegischen Langlaufmannschaft. „Der Sport bedeutet nicht mehr so viel, wenn so etwas passiert. Wir wollten für Astrid und ihre Familie kämpfen“, erklärte Björgen, die erste Langlaufsiegerin der Spiele von Sotschi. Im Ziel hatte sie mit ihren Kolleginnen Heidi Weng, Therese Johaug und Kristin Steira einen Kreis gebildet und Tränen vergossen.

Vier Olympiasiege hat Björgen mittlerweile auf ihrem Konto. Am Sonnabend löste sie Eiskunstläuferin Sonja Henie als erfolgreichste norwegische Olympiateilnehmerin ab. Zudem avancierte die 33-Jährige zur ältesten Olympiasiegerin der Geschichte in einem Langlaufeinzelrennen. Statistiken, die die gebürtige Trondheimerin völlig kalt lassen. „Mich interessieren keine Zahlen und Statistiken, ich konzentriere mich auf den nächsten Wettkampf“, sagte sie nahezu emotionslos.

Und davon sollen in Krasnaja Poljana in der Nähe von Sotschi noch einige folgen. Nach ihrem Triumph über zweimal 7,5 Kilometer in der klassischen und der freien Technik teilte Norwegens Langlaufkönigin mit, dass sie auch die folgenden fünf Olympiawettbewerbe bestreiten wolle. Eine Ankündigung, die der Konkurrenz wie eine Drohung vorkommen muss. Denn die 33-Jährige war schon beim ersten Rennen so dominant, dass nun ein Durchmarsch zu erwarten ist. Das nächste Rennen ist der Sprint am Dienstag.

Ein couragiertes Rennen lief Nicole Fessel, die als beste Deutsche den 14. Platz belegte. „Es war ein schweinehartes Rennen“, sagte die Oberstdorferin. Bei den Herren über jeweils 15 Kilometer landete der Allgäuer Hannes Dotzler auf Rang 13. Für Tobias Angerer reichte es trotz einer starken Vorstellung nur zum 15. Platz. Unzufrieden war der 36 Jahre alte Routinier, der im olympischen Winter zumeist nur hinterhergelaufen war, dennoch nicht: „Man muss einfach sehen, von wo ich gekommen bin. Mehr war fast nicht drin.“

Beide waren jedoch weit entfernt von der Leistungsklasse, in der sich Olympiasieger Dario Cologna bewegte. Zwei Kilometer vor dem Ziel machte der Schweizer richtig ernst, folgen konnten nur Marcus Hellner (Schweden), Martin Sundby (Norwegen) und Maxim Wylegschanin (Russland) – im Sprint war der 27 Jahre alte Modellathlet eine Klasse für sich.

Für Ärger sorgte jedoch eine mögliche Behinderung Wylegschanins im Zielsprint durch Sundby. Das russische Team werde innerhalb von 48 Stunden einen Protest an den Internationalen Skiverband schicken, teilte Russlands Nationales Olympisches Komitee mit. Ein erster Protest war unmittelbar nach dem Rennen von der Jury abgewiesen worden.