Michael Green, Vorsitzender der Athletenkommission des Weltverbands, analysiert die Einführung des neuen Spielsystems Hockey 5

Hamburg. Als Vorsitzender der Athletenkommission des Weltverbands FIH war der frühere Hamburger Nationalspieler Michael Green, 41, in die Einführung des neuen Hallenspielsystems Hockey 5 intensiv eingebunden. Die gerade abgelaufene Bundesligasaison galt als Testphase. Im Abendblatt zieht Green ein Fazit und sagt, wie es weitergehen könnte.

Hamburger Abendblatt:

Herr Green, wo man auch hinhört, Hockey 5 hat in Deutschland keine Befürworter gewinnen können. Ist die Einführung des neuen Spielsystems gescheitert?

Michael Green:

Auf jeden Fall müssen wir konstatieren, dass die drei Punkte, die mit der Regeländerung verbessert werden sollten, nicht besser geworden sind. Wir wollten ein attraktiveres Spiel, mehr Tore, und die technischen Fertigkeiten der Spieler besser zur Geltung bringen. Alle diese Veränderungen haben nicht gefruchtet.

Welche Konsequenzen wird der Deutsche Hockey-Bund daraus ziehen?

Green:

Das werden wir in den kommenden zwei Wochen analysieren und dann den Weltverband davon in Kenntnis setzen. Wir hatten ja vor der Saison gesagt, dass Hockey 5 getestet wird und wir mit diesen Eindrücken entscheiden, wie es weitergehen soll. Fakt ist: Wenn zwei Teams, die höchstes Niveau haben, gegeneinander antreten, ist auch bei Hockey 5 ein ansehnliches Spiel möglich. Aber wenn es schon in den Bundesligen nicht flächendeckend funktioniert, macht es wenig Sinn, das System auch in unteren Ligen einzuführen.

Fakt ist, dass die FIH auf dem neuen System beharrt, um auf Sicht neue olympische Spielformen zu ermöglichen. Welche Chance hat da der DHB, Hockey 5 im Alleingang wieder zu kippen?

Green:

Die Zusammenarbeit zwischen FIH und DHB ist sehr eng, deshalb will man zunächst natürlich dem Weltverband folgen. Aber Fakt ist auch, dass Deutschland als wichtigste Hallenhockeynation ein gewichtiges Wort mitreden kann. Man wird bei der FIH unsere Anregungen sehr ernst nehmen.

Welche Möglichkeiten sehen Sie denn, um das Rad wieder zurückzudrehen?

Green:

Es gibt drei Möglichkeiten. Die einfachste wäre, dass wir den Weltverband überzeugen, das System Hockey 6 einheitlich einzuführen, also bei allen Kleinfeldformaten mit fünf Feldspielern plus Torwart zu spielen. Die zweite Option ist, dass Hockey 5 als Entwicklungsformat im Feld bestehen bleibt, wir aber beim Hallenhockey zum alten System zurückkehren. Und die dritte Variante wäre, dass man Hockey 5 beibehält, aber ein paar Regeln anpasst. Vor allem die Torwartrotation, die dazu geführt hat, dass die meisten Teams bei eigenem Ballbesitz zu fünft angreifen und sich das verteidigende Team zu viert an den Kreis zurückzieht, muss überdacht werden. Wenn man das unterbindet, könnte es die Attraktivität generell erhöhen.

Sie waren zu Saisonbeginn voller Hoffnung, dass das neue System ein Erfolg wird. Sind Sie jetzt sehr enttäuscht?

Green:

Enttäuscht bin ich überhaupt nicht. Ich bin grundsätzlich ein Optimist und freue mich, dass der Hockeysport Innovationen offen gegenübersteht. Aber wenn man etwas testet, muss man damit rechnen, dass es nicht funktioniert, und dann muss man die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Ich hätte nicht erwartet, dass Hockey 5 die Spiele defensiver machen würde, und ich glaube auch weiterhin, dass es funktionieren könnte, wenn sich die Teams mehr zutrauen und mehr Mut zeigen würden. Aber ich habe gelernt, dass eher die Gefahr gesehen wird als die Chancen. Dennoch glaube ich, dass diese Saison kein Rückschritt war, weil alle gezwungen waren, sich neue Gedanken über ihren Sport zu machen. Und das kann nie schaden.