Mit drei Niederlagen waren die Hockeydamen des Uhlenhorster HC in die Hallensaison gestartet. Nun sind sie Meister

Hamburg. Die Heldin des Wochenendes stand ein wenig abseits. Sie beobachtete, wie ihre Mannschaftskolleginnen vom Uhlenhorster HC wie entfesselt durch die Sporthalle Hamburg sprangen, doch obwohl sie mit ihrer Leistung einen großen Anteil daran gehabt hatte, dass diese Meisterfeier überhaupt möglich war, wirkte Yvonne Frank ein Stück weit distanziert. „Ich weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll“, sagte die Hockey-Nationaltorhüterin, nachdem am Sonntag das Endspiel um die deutsche Hallenmeisterschaft gegen den Lokalrivalen Club an der Alster mit 7:4 gewonnen war, „ich kann es eigentlich noch gar nicht richtig fassen.“ 34 Jahre alt musste sie werden, um ihren ersten deutschen Meistertitel in der Halle zu gewinnen. Da darf man wohl auch mal fassungslos sein.

Zugefasst hatte die zur besten Torhüterin der Endrunde gewählte Frank während der 60 Spielminuten, die die 3000 Zuschauer begeisterten und beste Werbung für den Hockeysport waren, ja auch genug. Chance um Chance hatte sie vereitelt, und spätestens als Alsters Trainer Jens George zwölf Minuten vor Spielende beim Stand von 2:7 Torfrau Karin Blank aus dem Spiel nahm und mit Lea Loitsch eine fünfte Feldspielerin als mitspielende Torhüterin einsetzte, war Frank der Fels, an der sich Alsters wütende Angriffswellen brachen. Schon beim 9:6-Halbfinalsieg am Sonnabend gegen den Mannheimer HC hatte sie überragend gehalten. Nach monatelanger Pause wegen einer schweren Hüftblessur war die Hallen-Endrunde so etwas wie ihre Auferstehung. „Ich habe die härteste Phase meiner Karriere hinter mir. Umso glücklicher bin ich jetzt über den Titel“, sagte sie.

Die historische Dimension dieses Triumphes war den UHC-Damen erst am Sonnabend beim gemeinsamen Essen im Clubhaus aufgegangen. „Wir haben verzweifelt einen Meisterwimpel an der Wand gesucht und dann festgestellt, dass es keinen gab“, sagte Frank. Die Aussicht, den ersten Damen-Hallentitel an den Wesselblek zu holen, habe dem Team einen weiteren Motivationsschub gegeben, sagte die im Finale extrem zweikampfstarke Nationalspielerin Kristina Hillmann. „Wir waren so krass fokussiert, dass wir uns sicher waren, das Finale zu gewinnen.“

Möglich war das vor allem, weil die Auswahl von Cheftrainer Claas Henkel auf den Punkt ihre beste Saisonleistung abrief. Angetrieben von der überragenden Aufbauspielerin Jana Teschke waren die „Uhlen“ in der Defensive absolut griffig und in der Offensive effizient. Als Muster für die Willensstärke durfte Lisa Altenburg gelten. Die zur Spielerin der Endrunde gewählte Nationalstürmerin, die acht Monate nach der Geburt ihrer Tochter Sophie bereits wieder erstaunliche Form aufweist, hatte sich im Halbfinale die rechte Hand schwer geprellt. Einen Tag später stieß sie giftig wie eine Kobra in den Zweikämpfen zu und war diejenige, die von ihren Mitspielerinnen nach dem Schlusspfiff in einer Jubeltraube begraben wurde. „Es ist Wahnsinn, dass ich nach der Schwangerschaft so zurückkomme und den Titel hole. Ich bin dem Team dafür sehr dankbar“, sagte sie.

Trainer Henkel, der erst im Sommer vom Münchner SC, der im Halbfinale Alster mit 6:12 unterlag, nach Hamburg gekommen war und sich über den ersten Meistertitel seiner Karriere freuen durfte, dachte im Moment des Triumphes vor allem an das Tal der Tränen am Saisonstart. Mit drei Niederlagen war sein Team in die Spielzeit 2013/14 gestartet. „Danach haben wir den Neubeginn ausgerufen und eine Aufholjagd gestartet. Dass wir sie heute zum perfekten Ende bringen, weil in allen Mannschaftsteilen alles so klappte wie geplant, macht mich unglaublich stolz auf meine Mädels“, sagte Henkel.

Im Tal der Tränen wanderte stattdessen Alster, das die einzige Niederlage der Hallenserie ausgerechnet im entscheidenden Spiel erlitt. Dass es die dritte Finalpleite in Serie war, ließ Trainer George in Galgenhumor verfallen. „Wenn ich meine silbernen Ehrennadeln einschmelzen lasse, kann ich mir schon fast einen Teller daraus machen lassen“, sagte er, „aber die Welt geht nicht unter. Wir werden wieder angreifen, wir wissen ja jetzt, wie das geht.“

Club an der Alster – Uhlenhorster HC 4:7. Tore: 1:0 Schütze (4., Ecke), 1:1 Wilde (10., Siebenmeter), 1:2 Teschke (13.), 1:3 Mävers (17.), 1:4 Altenburg (27.), 2:4 Schröder (28.), 2:5 Mävers (29.), 2:6 Teschke (48. Siebenmeter), 2:7 Wilde (50.), 3:7 Schröder (52., Ecke), 4:7 Lorenzen (53.).